5. Dezember 2019

Eine Reise nach Paris

Mit dem Thalys nach Paris... - von Köln fuhren wir mit dem Hochgeschwindigkeitszug mit zeitweise über 260 Sachen nach Paris-Gare du Nord.
Paris ist immer eine Reise wert... - und der Titel des letzten Posts (über Prag) trifft sicher auch uneingeschränkt auf die französische Hauptstadt zu: Die Stadt der Geschichte, der Kultur, der Kunst und des internationalen Tourismus! Am 26. November machten sich Erhard Pressler, Haio und Gundel Zimmermann und Heinrich Stiewe gemeinsam auf den Weg nach Paris, um an einer wissenschaftlichen Tagung über Fachwerk in Frankreich und Nordeuropa teilzunehmen: L'architecture rurale en pan de bois en France et Europe du Nord (XIIIe-XVIIIe siècles) - wir waren sehr gespannt. Auch freuten wir uns über ein Wiedersehen mit unseren Freunden Ibon Telleria und Josué Susperregi aus dem Baskenland und Carlo Jengember aus Westflandern, die ebenfalls nach Paris gekommen waren.
Pan de bois: Fachwerk-Tagung im Nationalen Institut für Kunstgeschichte

Die Tagung am 27. November 2019 fand statt im Institut National de'l histoire de l'art (INHA, Nationales Institut für Kunstgeschichte) in der Rue Vivienne mitten in Paris. Veranstalter waren Clément Alix und Julien Noblet, die wir bereits als Referenten bei der Hausforschertagung in Nürnberg 2017 (Fachwerk in Europa) kennengelernt haben. Es war nicht ganz einfach, den Vorträgen zu folgen: Fast alle Referenten sprachen Französisch und das sehr schnell, weil sie die vorgegebene Redezeit von 30 Minuten einhalten mussten... - doch angesichts der zumeist gut bebilderten Präsentationen konnten wir nachvollziehen, um was es ging.

Nur einige der interessantesten Vorträge seien genannt: Die Gastgeber Alix und Noblet gaben einen guten Überblick über den Fachwerkbau in der "region centre", dem Gebiet der oberen Loire mit der Stadt Orléans. Pierre-Yves Laffont verglich den bäuerlichen Fachwerkbau in Frankreich und Großbritannien - leider mit nur wenigen Bildern. Paulo Charrudas und Philippe Sosanowska stellten ein Beginenhaus des 15. Jahrhunderts in Anderlecht bei Brüssel vor.
Stirnrunzeln verursachte bei uns der Vortrag von Marc Grodwohl, dem früheren Leiter des Freilichtmuseums Ungersheim im Elsass: Nach durchaus interessanten Dendro-Untersuchungen zu Häusern des 16. Jahrhunderts in dem elsässischen Ort Wolfersdorf stellte er Überlegungen zu Proportionsfiguren bei Fachwerkgiebeln vor, die so nicht nachweisbar sind und in der Forschung als überholt gelten. Am Ende zeigte er zwei Abbildungen aus einem völkischen Machwerk über "Runen im Fachwerk" von 1936, ohne diese kritisch infrage zu stellen. Das halten wir für indiskutabel und haben unsere Verwunderung darüber auch den Veranstaltern im persönlichen Gespräch mitgeteilt.

Interessant war der Beitrag von Yves Lescroart über die Restaurierung eines Herrenhauses aus dem 15. Jahrhundert in Cambremer in der Normandie - ähnliche Gebäude haben wir 2008 auf unserer Reise in die Normandie und Bretagne gesehen. Hadrien Rozier sprach über die ländlichen Fachwerkbauten der "Landes", der weiten Heidegebiete in der Gascogne im Südwesten Frankreichs, die uns von unserer Pyrenäen-Reise 2016 durchaus vertraut waren.
Am Ende stellten Maciej Prarat und Ulrich Schaaf im einzigen englischsprachigen Vortrag Bauernhäuser mit hölzernen Erdgeschossarkaden im heutigen Polen vor - sicher eine Anregung für eine zukünftige Hausforscher-Reise. Unser Freund und Kollege Klaus Freckmann aus Berlin gab einen reich bebilderten Überblick zu Fachwerkkirchen in Frankreich, Deutschland und Polen.
Am Rande der Tagung gab es einige interessante Gespräche mit französischen Kollegen, u.a. über die aktuelle Diskussion um den Wiederaufbau des abgebrannten Dachwerks und des Vierungsturms von Notre-Dame in Paris.

Eine gute Adresse: Das "Bistrot Victoires" in Paris, 6 rue de la Vrillière - unweit der Place Victoires.
Nach dem langen Tagungstag gingen wir mit unseren baskischen Freunden sowie Klaus Freckmann und seiner Lebensgefährtin Helga Reuter-Kumpmann gemeinsam essen - im "Bistrot Victoires", einem typischen Pariser Bistro mit originaler Jugendstil-Ausstattung und vorzüglicher Küche. Wir verbrachten einen entspannten und überaus vergnüglichen Abend in netter Runde...

Originales, über 100 Jahre altes Jugendstil-Interieur im "Bistrot Victoires"
"Entrecôte grillé au thym brûlé de la garrigue, frites maison" - ein feines Steak vom Rind, serviert mit brennendem (!) Thymian aus der Garrigue, den südlichen Cevennen... - vorzüglich!
Gemütliche Runde im Hinterzimmer des "Victoires"

Fortsetzung folgt...

Text und Fotos: Heinrich Stiewe

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