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Das Schloss Saint-Germain-en-Laye liegt westlich von Paris, außerhalb der Stadt. Seit 1867 beherbergt es das französische Nationalmuseum für Archäologie. |
Haio Zimmermann berichtet: Als Archäologe habe ich zwar schon mehrfach den Weg nach Paris aus fachlichen Gründen gefunden, aber noch nie zuvor zu diesem Museum, einem der größten Archäologiemuseen der Welt. Es befindet sich im früheren königlichen Schloss von Saint-Germain-en-Laye westlich von Paris.
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Vorderansicht des Schlosses |
Dank eines Besuches der britischen Königin Victoria, die 1855 den Aufenthaltsort ihres Ahnen James II. während seines Exils (1690 bis zu seinem Tod 1701) besuchen wollte, wurde das damals stark verfallene Schloss restauriert. Napoleon III. entschied, darin das Archäologiemuseum Frankreichs einzurichten. Damals lag der Schwerpunkt auf den keltischen und gallorömischen Funden, heute präsentiert das
Musée d‘Archéologie Nationale die gesamte Archäologie des Landes bis zum Übergang von der Spätantike zum Frühmittelalter.
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Saint-Germain-en-Laye, Schlosskapelle, Blick nach Osten |
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Schlosskapelle, Blick nach Westen |
Das Schloss geht auf eine um 1122 errichtete Königsburg zurück. Die heute noch bestehende Kapelle wurde zwischen 1230 und 1238 errichtet und man vermutet, von Pierre de Montreuil, dem gleichen Baumeister, der auch die Sainte-Chapelle in Paris erbaut hat.
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Blick in den Schlosshof |
Nach einer wechselvollen Geschichte ließ Ludwig XIV. das Schloss 1682 bis 1684 erweitern, was aber nicht notwendig war, da er schon 1682 mit dem gesamten Hofstaat in sein pompöseres Schloss von Versailles umzog.
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Schlosshof mit Kapelle |
Ein Schüler von Eugène Viollet-le-Duc, Eugène Millet, erhielt 1862 den Auftrag, die Anlage museumsgerecht umzubauen. Er stellte den Zustand des 17. Jahrhunderts wieder her. Zugleich wurde der riesige barocke Garten restauriert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Als das Museum zur Pariser Weltausstellung 1867 eröffnet wurde, war es noch ein Provisorium, fertig wurde alles erst 1907. Letzte Renovierungen im Jahr 1962 machten das Haus leider nicht behindertengerecht. Es wäre an der Zeit, Aufzüge einzubauen.
Auch wenn eine der besonders wichtigen Abteilungen mit gallorömischen Funden wegen Bauarbeiten z. Zt. geschlossen ist, musste der interessierte Archäologe schon eilen, um alles Wichtige zu sehen. Dabei beschränkt sich die Ausstellung vornehmlich auf Funde, Modelle sind selten und Übersichtspläne etwa von Siedlungen fehlen ganz. Das nannten wir früher "Opas Museum", praktisch für den Archäologen, der auf der Suche nach Vergleichsfunden ist. Die großen Zusammenhänge werden dem Laien leider kaum erklärt. Die Besucher können sich aber an der auch für den heutigen Geschmack schönen Kunst der Altsteinzeit und der Kelten erfreuen, auch an den reichen Goldfunden.
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Archäologische Ausstellung im Ballsaal des 16. Jahrhunderts |
Der Ballsaal aus dem 16. Jahrhundert enthält heute die umfangreiche Vergleichssammlung, eine Fundgrube für fast alle Kontinente. Angesichts der Fülle der ausgestellten Funde fällt es uns schwer, die Auswahl zu begrenzen.
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Altsteinzeitliches Relief eines Steppenwisents aus Angles-sur-L'Anglin, ca. 14.000 Jahre vor heute |
Berühmt ist Frankreich für seine altsteinzeitliche Kunst. Außer den Höhlenmalereien und kleinen Vollfiguren gibt es eindrucksvolle Basreliefs wie hier von einem Steppenwisent aus Angles-sur-L’Anglin, ca. 14.000 Jahre vor heute.
Solch einen "Goldarmreif" (wie oben im Bild) fand ich, zusammen mit einer mit Goldblech belegten Gewandschließe, bei meinen Grabungen in Flögeln, Ldkr. Cuxhaven. Ich konnte nachweisen, dass dieser Armreif-Typ als Goldbarren um ± 1000 v. Chr. aus Irland nach Norddeutschland und Skandinavien, bzw. in diesem Fall nach Frankreich verhandelt wurde. Es handelt sich also nicht um Armschmuck, sondern um Barren, die Goldschmiede weiter verarbeiteten (s. W. Haio Zimmermann: Ein Hortfund mit goldblechbelegter Plattenfibel und Goldarmreif vom Eekhöltjen bei Flögeln (Niedersachsen), in: Germania 54, 1976, S. 1–16).
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Ein
von Ochsen gezogener Wagen auf einer Urne des 8. Jhs. v. Chr.
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Säge aus Bibracte, 2.-1. Jh. v. Chr. |
Für
Archäologen und Bauforscher gleichermaßen interessant ist die Geschichte der
Säge. Im Museum waren gleich mehrere ausgestellt wie diese aus dem 2. bis 1.
Jh. v. Chr. aus dem keltischen Oppidum in Bibracte.
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Dieser Stier zierte eine römische Gewandnadel. |
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Feuerträger in einem römischen Mosaik |
Wie so viele Funde sind auch die, die aus der Merowingerzeit (481-751 n. Chr.) gezeigt werden, wichtig im Vergleich mit Funden in Deutschland. Besonders interessant ist das Grab vermutlich der Königin Arnegunde (um 515/520 - um 565/570), einer Frau des fränkischen Königs Chlotar I. Das Grab wurde 1959 unter der Basilika von Saint Denis, nördlich von Paris, ausgegraben.
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Zwei Riemenbeschläge aus Silber im Tierstil aus dem Grab der Arnegunde |
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Kopf der Schmucknadel der Arnegunde aus Silber, Gold und Almandin |
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Ein Beispiel aus der Vergleichssammlung: Anthropomorphe Figur aus Bronze (15,5 cm hoch) aus dem nördlichen Kaukasus, 2. Hälfte des 1. Jahrtausends v. Chr. |
Text und Fotos: Haio Zimmermann
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