17. September 2016

Stadtrundgang in Metz und Rückreise, Teil 2


Place Saint Louis in Metz mit Patrizierhäusern des 13. Jahrhunderts. Einige Fassaden zeigen noch den mittelalterlichen Zinnenabschluss.
Am letzten Tag unserer Rückreise (Montag, 12. September) besichtigen wir vormittags noch unseren Übernachtungsort Metz, die alte Hauptstadt Lothringens. Eigentlich wollten wir den Bericht darüber noch während der Rückfahrt fast in "Echtzeit" posten, doch versagte leider kurz vor der Veröffentlichung die Stromversorgung des Laptops - und der ganze Text war weg...
Es folgt der rekonstruierte Bericht im Rückblick, einige Tage später:
Metz, die alte Hauptstadt Lothringens, erlebte ihre Blütezeit im 13. und frühen 14. Jahrhundert. Die seit der Merowingerzeit bedeutende Bischofsstadt war freie Reichsstadt. Im 13. Jahrhundert konnte sich die Bürgerschaft von der Vorherrschaft des Bischofs befreien und gründete 1234 eine Stadtrepublik, die von wenigen führenden Patrizierfamilien beherrscht wurde - ähnlich wie in Straßburg und den oberitalienischen Städten. Neben dem Fernkaufhandel waren Geldwechsel und Bankgeschäfte wichtige Quellen des Reichtums der Metzer Patrizier. Noch heute künden erhaltene Steinhäuser mit Zinnen aus dem 12. und 13. Jahrhundert von der Wohlhabenheit und wirtschaftlichen Bedeutung der Stadt im Mittelalter.
Sonntagabend: Ankunft vor unserem Hotel am Stadtrand von Metz
Hôtel de Burtaigne an der Place des Charrons in Metz. Das steinerne Bürgerhaus wurde im 16. Jahrhundert von der Familie de Gournay erbaut. Die Fassade zeigt große Kreuzstockfenster und ist mit steineren Fabeltieren geschmückt.
Erinnerung an längst vergangene Patrizierherrlichkeit: Gusseisernes Ziergitter einer Tür aus dem späten 19. Jahrhundert mit Darstellung eines Paares in Kostümen der Renaissance, die Frau trägt einen abgerichteten Falken.
Mittelalterliche Arkadenhäuser an der Place Saint Louis. Die Westfalen unter uns fühlen sich an den Prinzipalmarkt in Münster erinnert. Die Obergeschossfenster wurden im 18. und 19. Jahrhundert modernisiert.
Kräftige Strebepfeiler zwischen den Arkaden stützen die Fassaden zur Straße ab.
Die Arkadenöffnungen haben flache Rundbögen, nur wenige einen Spitzbogen. Die Kellerhälse davor führen in geräumige Kaufkeller unter den Häusern, in denen Handelswaren gelagert wurden.
Die Place Saint Louis hieß im Mittelalter "La Change". In den steinernen Arkadenhäusern wohnten seit dem 13. Jahrhundert reiche Kaufleute, Bankiers und Geldwechsler.
Modernes Geschäftshaus aus der Zeit um 1910 in der Innenstadt von Metz. Links ist Merkur (Hermes), der antike Götterbote und Gott der Kaufleute und Reisenden, im Relief zu sehen.
Westfassade der gotischen Kathedrale von Metz. Die Fassade wurde im späten 19. Jahrhundert, als Metz zum deutschen Kaiserreich gehörte, stark restauriert.
Blick in das Mittelschiff nach Osten. Die Kathedrale wurde ab etwa 1220 von Westen nach Osten erbaut, um 1300 war das Langhaus fertig. Mit 123 m Länge und 42 m Gewölbehöhe ist die Kathedrale von Metz die dritthöchste in Frankreich (nach Beauvais und Amiens).
Sockel eines gotischen Bündelpfeilers zwischen Mittel- und Seitenschiff.
Querhaus und Chor der Kathedrale wurden um 1520 fertiggestellt - nach der ursprünglichen Planung des 13. Jahrhunderts.
Die Kathedrale von Metz besitzt einen einzigartigen Schatz an mittelalterlichen, neuzeitlichen und modernen Glasfenstern. Hier ein modernes Fenster von Marc Chagall.
Blick vom Querhaus in das südliche Seitenschiff und das Mittelschiff nach Westen.
Wasserspeier an der Westfront der Kathedrale. Sie wurden zusammen mit den Portalen kurz vor 1900 in neugotischen Formen rekonstruiert.
Mehere erhaltene Getreidespeicher sind Zeugen des mittelalterlichen Reichtums der Stadt Metz. Der Speicher von Chèvremont ist heute Teil des Museums La Cour d'Or. Der fünfgeschossige Bau mit Zinnenabschluss wurde 1457 über einem älteren zweigeschossigen Gebäude des 13. Jahrhunderts erbaut.
Das Hôtel Saint Livier ist ein steinernes Patrizierhaus des 13. Jahrhunderts. Der viergeschossige Bau mit Zinnenabschluss ist ein Turmhaus mit einem sog. Geschlechterturm. Ursprünglich zu Verteidigungszwecken errichtet, dienten solche Türme später der repräsentativen Selbstdarstellung der Patrizierfamilien. Geschlechtertürme sind vor allem in oberitalienischen Städten verbreitet (San Gimignano, Bologna u.a.) und blieben nördlich der Alpen nur in Regensburg und Metz erhalten.
Die viergeschossige Fassade des Hôtel St. Livier mit dem Turm. Links unten ein romanisches Zwillingsfenster aus dem 12. Jahrhundert (wiederverwendet?). Die dreiteiligen Fenster in den oberen Geschossen stammen aus dem 13. Jahrhundert, die großen Kreuzstockfenster unten rechts wurden bei einem Umbau im 16. Jahrhundert eingefügt.
Zwei Bürgerhäuser des 13. Jahrhunderts an der Place Sainte-Croix 8-10. Typisch sind die gereihten Fenster mit geraden Stürzen, in der ersten Etage mit Dreipass-Blendbögen. Diese erscheinen mehrfach auch an anderen, umgebauten Fassaden als Reste der alten Fensterarchitektur.
Das frühere Rekollektenkloster wurde ab 1248 von Franziskanern erbaut. Der erhaltene Kreuzgang besteht aus aneinandergereihten Spitzbogenarkaden. Der Klostergarten wurde liebevoll rekonstruiert. Das frühere Kloster beherbergt heute das Stadtarchiv von Metz.
Eine spätgotische, gedrehte Säule mit steinernen Efeuranken ist vermutlich ein Überrest der abgebrocheenn Klosterkirche.
Mittags müssen wir Metz verlassen, ein letzter Blick zur Place Saint  Louis, dem mittelalterlichen Zentrum der Stadt.
Von Metz fahren wir vorbei am Atomkraftwerk Cattenom bei Thionville weiter nach Norden. In Luxemburg verlassen wir die Autobahn und fahren auf einer landschaftlich reizvollen Strecke durch die Ardennen und die Eifel, um bei Euskirchen wieder auf die Autobahn in Richtung Köln zu gelangen. Gegen 16.30 Uhr überqueren wir auf der Leverkusener Brücke den Rhein und erreichen um 17 Uhr wieder unseren Treffpunkt kurz vor dem Kamener Kreuz. Von hier fahren wir auf getrennten Wegen nach Hause - unsere kurze, aber erlebnisreiche Reise nach Burgund und Cluny wird uns noch lange im Gedächtnis bleiben.

Fotos: Bernd Kunze; Text: Heinrich Stiewe

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