12. Juli 2025

Bauernhöfe mit „Steinkammern” und eine Kleinstadt im Ijsselgebiet

Auf der Fähre über die Ijssel

Heute sind wir endlich im ländlichen Raum, im Gebiet des Flusses Ijssel, unterwegs. Wir besuchen das Städtchen Bronkhorst, die kleinste Stadt der Niederlande und am Nachmittag zeigt uns Dick Zweers einige Bauernhöfe in der Umgebung, die er kennt. Wir sehen einige Häuser mit „Steenkamers” (Steinkammern), steinernen Anbauten mit einer kaminbeheizten Kammer oder einem kleinen Saal. 
Scheune eines Hofes am Ortseingang der Kleinstadt Bronkhorst

Ein Bauernhaus mit durchgezapften Ankerbalken...

…und holländischen Schiebefenstern.

Ein anderes Bauernhaus aus dem frühen 20. Jahrhundert

Viele Gebäude in Bronkhorst stehen als „Rijksmonumente” unter Denkmalschutz.

Bronkhorst hat keine Kirche, nur eine Kapelle, die zu der Pfarrkirche eines benachbarten Dorfes gehört.

Die Kapelle wird heute für kulturelle Zwecke genutzt, gerade laufen Vorbereitungen für eine Kunstausstellung.

Dieses Bauernhaus mit Scheunentor und aufwendig gestaltetem Wohnteil steht am Weg zum früheren „Schloss” von Bronkhorst, das schon im 19. Jahrhundert abgerissen worden ist.

Dieses Herrenhaus mit Backstein-Treppengiebeln ist durch Maueranker 1632 datiert. Es war der Wohnsitz eines Rentmeisters, also eines hohen Verwaltungsbeamten. Im 18. Jahrhundert wurde das Gebäude mit holländischen Schiebefenstern ausgestattet.

Ein Bauernhaus mit traditionellem Brettergiebel...

…und Zimmerung mit durchgezapften Ankerbalken, wohl aus dem 18. Jahrhundert.

Verglastes Dielentor eines zum Wohnen umgebauten Bauernhauses

Ein Torschlussstein mit einem plastischen Kopf

Das Städtchen Bronkhorst ist eine Touristenattraktion. Wir machen eine Pause mit Kaffee und leckeren Eisbechern in einem zur Gaststätte umgebauten Bauernhof.

Von Bronkhorst fahren wir durch die Flusslandschaft an der Ijssel in der Nähe von Deventer. Die Ijssel überqueren wir mit einer Fähre (s. Eingangsbild). Dann besuchen wir das Dorf Terwohle, den Geburts- und Kindheitsort von unserem Kollegen Dick Zweers. Dick zeigt uns die mittelalterliche Kirche dieses Dorfes, deren Baugeschichte er gründlich untersucht hat.

Der mächtige Backsteinturm der Kirche in Terwohle stammt aus dem 14. Jahrhundert.
Das zweischiffige Langhaus der Kirche wurde um 1540 erneuert. Es besteht aus einem gewölbten Hauptschiff und einem niedrigen nördlichen Seitenschiff.

Der Chor ist spätgotisch und stammt aus der Zeit um 1400. Die gotischen Maßwerkfenster wurden um 1850 durch Rundbogenfenster aus Gusseisen ersetzt. Wir versammeln uns im Chor und Dick erläutert uns die Baugeschichte „seiner” Kirche.

Im Chor blieb ein mittelalterliches Sakramentshaus mit einer gemalten gotischen Bekrönung erhalten.

Am westlichen Ende des Langhauses der Kirche befindet sich die Orgelempore mit einer prächtigen, sehr späten Barockorgel von 1827. In diesem Jahr wurde die Kirche renoviert und die Inneneinrichtung mit Gestühl und Kanzel erneuert.

Wir treffen uns im angebauten Kirchenvorstandszimmer und werden mit Kaffee bewirtet.

Ein Haus aus der Zeit um 1900 in der Nähe der Kirche. Es hat einen hölzernen Schwebegiebel mit Giebelpfahl und spätklassizistische Dekorationselemente.


Am Nachmittag besuchen wir einen einzeln gelegenen Bauernhof in Terwohle, heute ein großer Milchviehbetrieb. Das alte Bauernhaus ist ein Zweiständerbau mit Ankerbalkenzimmerung, dendrodatiert 1569-1572. Der Eigentümer und sein Sohn begrüßen uns und zeigen uns das Haus und seinen sorgfältig restaurierten Wohnteil. Hier ist eine „Steenkamer” von 1652 angebaut.


Ansicht des Hofes. Rechts der Wirtschaftsgiebel des Bauernhauses von 1569-72 (d), links eine Scheune mit Rindviehställen von 1935.

Ein Ständer des Bauernhauses, das Ankerbalkengefüge stammt von von 1569-72 (d),

Backsteingiebel der angebauten „Steenkamer” (Steinkammer) von 1652.

Der Wohnteilgiebel des Bauernhauses ist im 18. und 19. Jahrhundert versteinert und mit Schiebefenstern ausgestattet worden. Ganz links die Steinkammer von 1652.

Inschriftstein mit der Jahreszahl 1652 über dem früheren Eingang der angebauten Steinkammer.

„Steenkamer” von 1652 mit zwei Schiebefenstern des 19. Jahrhunderts

Ein „Bullenkopp” am Giebel der Steinkammer

Hinter den Fensterläden des 19. Jahrhunderts suchen wir nach Bauspuren der ursprünglichen Fenster

In der „Steenkamer” befindet sich ein barocker Kamin aus der Bauzeit 1652.


Im Dachwerk der Steinkammer befindet sich dieses hölzerne Aufzugrad, ein sehr urtümlich wirkendes Scheibenrad.

Anschließend machen wir einen kurzen Fotostopp an einem Bauernhof mit einem Rutenberg. Rutenberge sind offene Lagergebäude für Heu und Getreide, sie bestehen nur aus einem Kegeldach, das an langen senkrechten Pfosten über dem Erntestapel auf- und abbewegt werden kann. Nach der Anzahl der „Ruten” unterscheidet man Ein-, Vier-, Fünf- und Sechsrutenberge, dies ist ein großer Sechsrutenberg.

Rutenberge sind auf Bauernhöfen in den Niederlanden weit verbreitet. Sie sind archäologisch seit der Bronzezeit nachwweisbar und bis heute in Gebaruch.


Einen anderen Hof mit einer „Steenkamer” sehen wir nur von weitem. An das reetgedeckte Haupthaus ist die Steinkammer seitlich angebaut, sie hat ein rotes Ziegeldach.

Zum Schluss führt uns Dick zu diesem etwas versteckt gelegenen Bauernhaus, an dessen Wohnteil ebenfalls eine Steinkammer angebaut ist (ganz rechts im Bild). Sie ist mit Mauerankern 1651 datiert.

Die angebaute Steinkammer ist durch eiserne Maueranker 1651 datiert. 

Der Eigentümer (2. von rechts) ist ein Vetter von Dick (links), die beiden sehen sich durchaus ähnlich…  Er zeigt uns ein Album mit alten Fotos seines Hauses, die sofort eifrig diskutiert werden. 

Damit endet ein spannender Exkursionsnachmittag zu Bauernhäusern mit Steinkammern im Ijsselgebiet.

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