25. Oktober 2021

Obercunnersdorf - das Dorf der Umgebindehäuser

Teilnehmer des IgB-Treffens in Obercunnersdorf

Am Sonntag, dem letzten Tag des IgB-Herbsttreffens, gibt es noch eine Exkursion nach Obercunnersdorf. Es besitzt ein gut erhaltenes Ortsbild mit ca. 250 Umgebindehäusern und gilt damit als eines der schönsten Dörfer der Oberlausitz, „das Dorf der Umgebindehäuser”. In vier Gruppen, mit Gästeführern aus dem Ort, erkunden wir das Dorf und einige der interessantesten Gebäude.
In Obercunnersdorf haben sogar die Buswartehäuschen ein Umgebinde...

Mitten durch das Dorf verläuft ein Eisenbahnviadukt der
Bahnstrecke von Löbau nach Zittau.




Der Viadukt prägt das Ortsbild von Obercunnersdorf.

Haus Roth, ein restauriertes Umgebindehaus von 1805 mit gut
erhaltener Blockstube.

Die auffällig blau gestrichene Fenstereinfassungen sind klassizistisch
und entstanden zur Bauzeit 1805.

Blühende Herbstastern im Vorgarten

Viele Fachwerkobergeschosse und -giebel sind mit Schiefer verkleidet.
Dabei werden Rautenmuster und unterschiedliche Ornamente aus
schwarzem (blauem) und dem selteneren weißem Schiefer gebildet.

Die Bodenluke ist mit Blech beschlagen und dient zum Einbringen von
Reisig und Brennmaterial.

Umgebindehaus in der Nähe der Kirche mit Krüppelwalmdach und
prächtiger, ornamentaler Schieferverkleidung.

Schieferverkleidung mit Bögen, Rauten- und Schuppenmustern aus
bläulichem und rötlichem Schiefer. Der rote Schiefer wurde aus
England importiert.


Barockes Umgebinde mit profilierten Kopfbändern. Die Ständer
wurden später verkleidet.

Restaurierte Schieferfassade mit wildem Wein. Da der weiße Schiefer nur
noch schwer zu bekommen ist, wird er vielfach durch Kunstschiefer ersetzt.

Die Kirche erhebt sich auf einem Hügel im Zentrum des Dorfes. 

Die 1691 erbaute und 1748 erweiterte ev.-luth. Kirche ist ein typischer
protestantischer „Predigtsaal” mit zwei umlaufenden Emporen übereinander.
 

Die Brüstungen der Emporen sind mit Szenen aus dem Leben Jesu Christi,
Propheten und Aposteln sowie anderen Gestalten aus der Bibel bemalt.

Das erhaltene barocke Gestühl hat bemalte Wangen und nummerierte
Plätze, die von den Gemeindegliedern gekauft werden mussten.
Individuell gestaltete „Gesangbuchbretter” konnten aufgeklappt werden
und dienten zur Ablage des Gesangbuches.

Mittelpunkt der protestantischen Kirche ist die Kanzel an der östlichen
Längsseite, von der bis heute das Wort Gottes verkündigt wird.
Die blaue, marmorierende Farbfassung wurde in den 1930er Jahren
wieder freigelegt und restauriert.

Restauriertes Umgebindehaus eines IgB-Mitglieds, das von innen
besichtigt werden konnte.

Angeblattete Kopfbänder am Umgebindeständer

Blick in die restaurierte Holzstube

Das kleinste und älteste Umgebindehaus ist das sog. Schunkelhaus,
 erbaut um 1730. Bis 1990 wurde es von einer alleinstehenden alten Frau
bewohnt, danach wurde es restauriert und als Museum eingerichtet.
Gezeigt wird die typische Wohnkultur der „kleinen Leute” im Dorf
zur Zeit um 1900.

Die Umgebindeständer sind hier ebenfalls mit Schiefer verkleidet.

Geschirrschrank mit Porzellan als wertvollstem Hausrat

Tischdecke mit Hausspruch

Gusseisernes Waffeleisen mit Waffelrezept auf dem Deckel

Wanduhr, Fotos und ein Hochzeitskranz als Zeugnisse der
Familiengeschichte in der Stube

Waschbottich aus Zink mit Waschbrett und Mangel zum Auswringen der Wäsche.

Peter Dorn (rechts) zeigt einem Teilnehmer der Exkursion interessante
Details der musealen Einrichtung im „Schunkelhaus”.

Wir besuchen ein stattliches, zurzeit leerstehendes Umgebindehaus, ein ehemaliges Faktorenhaus. Faktoren waren Groß- und Verlagshändler, die die Leineweber mit Garn belieferten und das fertig gewebte Leinen aufkauften, um es mit Gewinn weiterzuverhandeln. Der Eigentümer, der uns das Haus zeigt, plant, es in den nächsten Jahren fertig zu restaurieren.

Das stattliche Haus hat einen holzverkleideten Ostgiebel und
ein barockes Mansarddach.

Profilierter Eckständer


Fenster im Giebelobergeschoss. Die Giebelverbretterung ist am Ende
mit einem dekorativen Brett verkleidet. 

Rückseite mit Hinterausgang. Rechts der massive Stallteil des Hauses.

Ein steinerner Hausflur mit Gewölbe gehört zu vielen größeren
Umgebindehäusern, er verläuft zwischen der hölzernen Stube und
dem Stallteil (oder einer zweiten Holzstube).


Hausflur mit Stuckornamenten

Stuckornament im Hausflur, die farbige Bemalung ist nicht  original.

IgB-Mitglieder in der Holzstube des Hauses. Hier wurden bauzeitliche
Malereien auf den Schiebeläden der Fenster entdeckt,
die restauriert werden sollen.

Profilierter Deckenbalken in der Stube

Im Hausflur befinden sich Stuckornamente, die noch restauriert
werden müssen.

Gewölbe im Hausflur

Auf dem Dachboden wurde gedroschenes Getreide gelagert.
Die hölzernen Abtrennungen sind noch erhalten.

Die Scheune des Hofes hat angeblattete Streben und ist vielleicht sogar
noch etwas älter als das Wohnhaus. 

Dieses Haus beherbergte im 19. Jahrhundert die Poststelle von Obercunnersdorf.
Im Obergeschoss des Anbaus (links) befindet sich eine zweite Blockstube.

Der massive Türstock aus Granit ist z.T. ockerfarbig bemalt und zeigt
auf dem Schlussstein die Jahreszahl 1802. Typisch sind auch die
mit Eisen vergitterten Flurfenster neben dem Eingang.


Dieses schöne, aber stark renovierungsbedürftige Haus hat gerade einen
neuen Eigentümer gefunden. Die Restaurierung ist geplant.


Die kunstvoll dekorierte Bretterverkleidung mit Deckleisten wird als
„Oberlausitzer Hausbeschlag” bezeichnet.


Der „Holzbeschlag” am Oberstock ist restaurierungsbedürftig.

Schlange am Holzgiebel eines Hauses. Angeblich sollte sie vor Blitzschlag schützen.

Gemalte Blindfenster an einem Umgebindehaus am Mauerweg

Besuch eines Umgebindehauses in Großschönau, dessen Restaurierung
um 1995 von Erhard beraten wurde.

Im Vorgarten wurde ein alter Brunnen entdeckt, der heute wieder zur
Gartenbewässerung genutzt wird.

Das Haus besitzt zwei Holzstuben; die linke wird heute als Küche genutzt,

Die größere rechte Blockstube dient als Wohnzimmer und ist
überwiegend modern eingerichtet.

Fenster mit „Ritscheln”, innenliegenden Schiebeläden.

Großschönau wurde zuletzt 2010 von schwerem Hochwasser betroffen. In dem
 von uns besuchten Haus (rechts im Bild) stand das Wasser etwa 40 cm hoch.

Wir beschließen den Tag bei Kaffee und Kuchen im Wirtshaus
„Weinhaus” in Großschönau.

Fotos: Bernd; Texte: Heinrich

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