26. Oktober 2021

Unterwegs in der südlichen Oberlausitz

Kirche und Häuser in Oybin - vor dem monumentalen Felsen mit der Burg- und Klosterruine

Heute sind wir in der südlichen Oberlausitz unterwegs. In Waltersdorf am Fuß des Zittauer Gebirges besuchen wir das örtliche „Volkskunde- und Mühlenmuseum", das schon zu DDR-Zeiten von engagierten Bürgern gegründet worden ist. Aktuell wird eine Sonderausstellung mit Fotos von „Türstöcken” gezeigt, aufwendigen Sandsteinportalen von Umgebindehäusern in Waltersdorf und Umgebung. Nachmittags fahren wir nach Oybin mit einer eindrucksvollen Burg- und Klosterruine auf einem mächtigen Sandsteinfelsen.

Das Museum in Waltersdorf befindet sich in einer früheren Mühle, einem Bruchsteinbau aus dem 17. Jahrhundert. 

Eingangstür des Museums

Sonderausstellung im Eingangsflur des Museums

Frau Goldberg-Holz, die das Museum ehrenamtlich betreut, führt uns durch die Ausstellung und das Museum.

Ausstellungsbanner mit Fotos von „Türstöcken”, Portalrahmungen aus Woltersdorfer  Sandstein.

Das Museum ist ein klassisches Heimatmuseum mit eindrucksvollen volkskundlichen und ortsgeschichtlichen Sammlungsbeständen.


Ein Webstuhl aus einem Weberhaus in der Oberlausitz

Anschließend besuchen wir Frau Goldberg-Holz in ihrem Haus, einem Umgebindehaus mit einem mächtigen Gewölbekeller.





Auch hier im Haus gibt es viele Sammlungsstücke, historische Möbel und Hausrat zu besichtigen.




Das Haus ist ein stattliches Umgebindehaus von 1773 (Datierung am Sandstein-Türstock der Eingangstür).

Anschließend fahren wir zur "Rübezahlbaude”, einer Gaststätte im Waltersdorfer Oberdorf unter der Lausche, dem höchsten Berg des Zittauer Gebirges (793 m). Vom Parkplatz haben wir eine weite Aussicht über die südliche Oberlausitz.




In der Rübezahlbaude essen wir zu Mittag, bevor wir wieder in das Dorf hinunterfahren.


Der „Niederkretscham” ist ein früherer Gerichtsort und Gasthof am Kirchplatz in Waltersdorf. Das riesige Gebäude mit Fachwerkoberstock und Bruchsteinerdgeschoss (kein Umgebindehaus!) wurde 1826 erbaut.

Die barocke Kirche in Waltersdorf wurde 1713 erbaut und 1728-29 erweitert.

Grabstein eines Kindes, das 1824 im Alter von einem Jahr gestorben ist. 

Blick ins Innere der ev.-luth. Kirche mit umlaufenden Emporen. Das barocke Kirchenschiff wurde 1713 erbaut und 1728-29 erheblich vergrößert.

Blick von der Empore auf Kanzel (rechts) und Altar (links) der Kirche.

Ein besonderes Highlight ist die erhaltene spätbarocke Orgel, erbaut 1766-69 vom Zittauer Orgelbauer Johann Tamitius.


In Waltersdorf sehen wir einige der prächtigen „Türstöcke” im Original, die wir heute morgen in der Ausstellung im Museum gesehen haben. Dieses farbig bemalte Portal aus Waltersdorfer Sandstein stammt von 1732.

Ein trauriges Denkmal: Von dem abgerissenen Gasthof „Stadt Wien” blieb nur das Sandsteinportal unter einem kleinen Dächlein erhalten. 


Sandsteinportal mit spätbarocker Dekoration von 1802 

Nachmittags fahren wir zum Oybin, dem berühmten Sandsteinfelsen mit einer Burg- und Klosterruine.


Der Oybin ist ein imposanter Anblick.

Auf dem Felsen befinden sich Ruinen einer Burg und einer Klosteranlage des 14. Jahrhunderts.

Das Dorf Oybin liegt am Fuß des mächtigen Felsens und ist heute ein stark frequentierter Fremdenverkehrsort. Links ist die barocke „Bergkirche” von 1734 zu sehen.

Ein prächtiger Schützenadler an einem verschieferten Hausgiebel.

Die barocke Bergkirche wurde in ihrer heutigen Form 1734 am Aufgang zur Ruine erbaut.

Das Innere der Kirche hat aufgrund des felsigen Baugrundes ein starkes Gefälle vom Eingang im Turm zum Altar. Auch diese evangelische Kirche hat aufwendige umlaufende Emporen, die marmorierend grau und blau gestrichen sind, einzelne Elemente etwa am Altar sind vergoldet.

Marmorierte Bemalung an der Unterseite der Empore.

Der Bahnhof vom „Kurort Oybin” ist mit einer dampfgetriebenen Kleinbahn erreichbar.

Giebelzier mit stilisierten Pferdeköpfen am Bahnhofsgebäude, einem Bau des Historismus um 1895.



Mächtige Felsen am Aufgang zum Oybin.


Am späteren Nachmittag besuchen wir die Weberin Gundula Gube, die in Jonsdorf in einem kleinen Umgebindehaus aus dem 18. Jahrhundert die „Weberstube Jonsdorf" mit einem Handwebstuhl betreibt. Mit Webvorführungen für interessierte Besucher erinnert sie an dieses historische Handwerk. Seit 1683 hatten sich in Jonsdorf zahlreiche Weber angesiedelt, die Leineweberei als Hausgewerbe betrieben.


Gundula Gebe an ihrem Webstuhl. Die Einrichtung der Webstube vermittelt einen Eindruck von der traditionellen Hausweberei in den Dörfern der Oberlausitz, die in den Holzstuben der Umgebindehäuser stattfand.


Es entwickelt sich ein interessantes Fachgespräch über die Tradition der Hausweberei - von archäologischen Befunden der Bronze- und Eisenzeit bis zum frühneuzeitlichen Leinengewerbe in Westfalen und Nordwestdeutschland.
 

Der Handwebstuhl im Einsatz

Fotos: Bernd; Texte: Heinrich


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Schreiben Sie einen Kommentar zu unseren Beiträgen.
Es ist immer spannend, zu erfahren, was unsere Leser denken und wer uns besucht. Wir würden uns freuen.

Printfriendly