26. Oktober 2021

Auf textilen Spuren in Großschönau und Umgebung

Das Deutsche Damast- und Frottiermuseum in Großschönau

Großschönau gilt als „Textildorf” - hier wurde seit 1666 mit Know-how aus Holland hochwertiger Damast gewebt, der als Luxusgut auch am Hof Augusts des Starken und anderer europäischer Herrscher gefragt war. Die Geschichte der Damast- und Frottierweberei wird in dem gleichnamigen Museum in Großschönau sehr anschaulich dokumentiert. Das Museumsgebäude mit dem markanten, bogenförmig gewölbtem Kupferdach wurde 1807 als Wohnhaus des frühen Textilindustriellen Christian David Waentig erbaut und dient seit 1937 als Museum.

Früher Handwebstuhl mit Jacquard-Mechanik

Mechanischer Damast-Webstuhl mit Jacquard-Steuerung. Diese funktionierte mit einer langen Kette von Lochkarten, in denen das zu webende Muster codiert war - 200 Jahre vor dem Computer...

Traditioneller Handwebstuhl

Handzugwebstuhl für Damastgewebe. Er musste von einem Weber
und dem "Zieher" bedient werden, der immer die richtigen
Fäden zur Steuerung der Fäden für das Muster ziehen musste.

Serviette in Damast-Weberei

Ein Bündel Steuerungsfäden

Musterzeichnung (Patrone) für ein Damastgewebe

Lochkartenbänder für die Jacquard-Weberei

Blick in den Maschinensaal mit laufenden Vorführmaschinen

Jacquard-Damastwebstuhl aus den 1950er Jahren in Funktion:
Herstellung von Servietten mit Zwiebelmuster

Kordelmaschine für farbiges Garn

Hier werden auf einem historischen Frottierwebstuhl Seiftücher gewebt.

Kastenmangel zum Mangeln und Glätten des fertig gewebten Damasts

Kunstvolle historische Damastgewebe im Museum

In der Demonstrationshalle werden die historischen Webmaschinen vorgeführt.

Herstellung von Geschirrtüchern mit den Oberlausitzfarben,
ein Muster aus DDR-Zeiten.


Anschließend besichtigen wir ein größeres Umgebindehaus, das bis ins frühe 20. Jahrhundert Musterzeichnern gehört hat. In den 1990er Jahren hatte Erhard hier ein Büro für die Bestandsaufnahme und Dokumentation der Sanierungsgebiete in Großschönau. Über 900 Gebäude im Dorf hat er mit seinen Mitarbeitern dokumentiert.

Diskussion mit dem Eigentümer über historische Unterlagen zum Haus

Fenster in der früheren linken Blockstube

Badezimmer im früheren Gewölbekeller

Dachwerk mit Spitzsäulen und angeblatteten Andreaskreuzen im Längsverband

Erhard bohrt Dendroproben zur Altersbestimmung des Hauses.

Die Proben werden gemeinsam begutachtet.

Wir besichtigen mehrere interessante Häuser an der Mandau, dem Flusslauf in Großschönau.




Mittagspause im Biergarten der „Kaiserkrone” in Hainewalde.

Das Neue Schloss von Hainewalde ist ein imposanter Barockbau des frühen 18. Jahrhunderts, der sich über fünf Garten- und Weinbergterrassen erhebt.

Blick von der Brücke auf das Schloss

Vom „Alten Schloss”, einem Renaissancebau, blieb nur das 
Torhaus von 1564 mit Brücke und Wassergraben erhalten.

Ehemalige Gurtweberei an der Mandau in Großschönau,
daneben ein Umgebindehaus

Dieses interessante Umgebindehaus, eine frühere Schmiede, ist heute
stark in seinem Bestand gefährdet. Schon in den 1990er Jahren hat hier
Peter Dorn mit seinen Schülern Reparatur- und Unterhaltungsarbeiten
mit Lehm durchgeführt.

Lost Place: Blick in die Holzstube

Frühere Schmiedewerkstatt mit Esse. Auf dem Steinblock
davor stand der Amboss.

Dachwerk mit geblatteten Andreaskreuzen

Fachwerkwand im Dachraum mit datiertem Lehmgefach von 1832.
Dahinter ein zweizügiger, geschleifter „Hosenschornstein”
in Holz-/Lehmbauweise.

Blick ins Innere des hölzernen Schornsteins

Schieferverkleidung mit schwarzem (blauem),
weißem und rotem Schiefer vor älterer Verbretterung.

Umgebindehäuser an der Mandau in Großschönau

Das „Alte Armenhaus” in Großschönau, ein prächtiges zweiflügeliges
Umgebindehaus des 18. und frühen 19. Jahrhunderts.

Grundstückseingang mit Torpfeilern aus Sandstein von 1743.

Seitenflügel des „Armenhauses” (eine wohltätige Stiftung
als Hospital oder Wohnheim für alte Menschen)

Prächtiges Sandsteinportal („Türstock”) von 1740

Verbretterung mit Abtropfkante

Umgebinde mit angeblatteten (links) und verzapften Kopfbändern (rechts)

Restauriertes Umgebindehaus mit „Bretterfachwerk” im Obergeschoss


Diskussion vor dem Gebäude

Heinz misst die Balkenbreite an der rechten Blockstube: 50 cm!

Die geräumige große Holzstube dient heute als Küche, Wohn- und
Essbereich der Familie


Fenster in der kleinen Blockstube.

Älteres Fachwerk mit Lehmstakenausfachung
und Blockwand im hinteren Teil des Hauses.

Ein sorgfältig verschlossenes Dendro-Bohrloch
mit Signatur der Probenentnehmers

Älteres Umgebindehaus mit Langständern und angeblatteten Streben,
 wohl 17. Jahrhundert.

Herbststimmung am Bachlauf der Mandau...  

Fotos: Bernd; Texte: Heinrich



2 Kommentare:

  1. Liebes Hausforscherteam - herzliche Grüße aus Dittelsdorf! Leider hat es mit der (unverhofften) Begegnung heute nicht geklappt... Ich wünsche Ihnen dennoch eine eindrucksvolle Tour durch das Dreiländereck und unser "Umgebindeland".
    Wieland Menzel

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  2. Liebes Hausforscherteam,
    der Zufall und die Neugier haben mich gerade zu Ihren Veröffentlichungen geführt. Ich bin begeistert, mit welcher Hingabe Sie der Vergangenheit Großschönaus auf der Spur sind. So etwas findet man in heutiger Zeit nur noch sehr selten. Weiter so!!

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