19. April 2011

Die Markthalle in St. Pierre sur Dives (F)


Die Markthalle (11. Jh.) in St. Pierre sur Dives in der Normandie.
In der östlichen Normandie, ca. 30 km südöstlich von Caen, in der 4000-Einwohner-Kleinstadt St. Pierre sur Dives, steht ein wenig
abseits des Stadt-Zentrums, neben einem großen Parkplatz eine alte Markthalle – 70 m lang, 20 m breit, Giebel und Seitenwände aus gelblichem Sandstein, das Dach mit Ton-Dachschindeln in lebendigem Ziegelrot eingedeckt.


Das Innengerüst der Markthalle. 
Sie wurde im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört
und 1949 wieder aufgebaut.
Es ist Mittwoch und die Halle ist leer - Montags ist hier Markttag - kaum ein Tourist interessiert sich für dieses Bauwerk. Durch jeweils eine große Einfahrt im Giebel kommt man ins Gebäude und wird im gedämpften Licht mehrerer Dachgauben von zwei, auf Sandsteinsockeln stehenden, Ständerreihen empfangen, die Knotenpunkte am oberen Ende im Längs- und Querverband mit doppelten Kopfbändern verstrebt. 
Die beeindruckende Konstruktion, die sehr an ein Gulfhausgerüst erinnert, trägt engstehende Dachsparren, auf denen wiederum die Dachlatten, zwischen denen nur der Abstand ihrer eigenen Breite ist, liegen. Insgesamt 144.500 Tondachschindeln liegen auf den Dachlatten, informiert ein Infozettel in einer Klarsichthülle, angepint an einen der Ständer. Jede Schindel hängt mit einer Nase auf der Dachlatte und ist zusätzlich mit zwei fingerlangen Holznägeln aus Kastanienholz, die durch 2 Löcher rechts und links der Tonnase gesteckt sind, gesichert. Es mußten also knapp 290.000 dieser kleinen Holznägel hergestellt werden.
Montags ist hier Markttag
Eine weitere Klarsichthülle informiert: Die Kleinstadt Saint Pierre sur Dives liegt im Zentrum einer hauptsächlich landwirtschaftlichen Region und war schon immer Marktflecken. Schon im XI. und XII. Jh. war hier ein Handelszentrum. Im XIII. Jh. errichteten Benediktiner-Mönche der Abtei „Saint Pierre sur Dives” die erste Markthalle. Im 16. Jh. wurde diese vergrößert, in der heutigen Form. 
Im II. Weltkrieg, am 17. August 1944 wurde die Markthalle zum größten Teil zerstört und 1949 wieder aufgebaut. Das bis auf 2 Original-Gebinde, jetzt vorhandene Gerüst aus geradem, kantigen Eichenholz ist also erst ca. 60 Jahre alt. Die originalen, aus dem 16 Jh. stammenden Hölzer sind wesentlich krummer und waldkantiger, wie auf einem alten Foto erkennbar ist.
Das originale Innengerüst vor der Zerstörung


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