5. Juni 2016

Durch Navarra im spanischen Baskenland: Wohntürme und "Feste Häuser"

Am Eingang des Dorfes Donamaria steht dieser adlige Wohnturm des 14. oder 15. Jahrhunderts - eine kleine Burg mit einem Unterbau aus Quadermauerwerk (14./15. Jh.) und zwei verbretterten Fachwerkobergeschossen.
Heute fahren wir mit Josué in das Baztan-Tal im ehemaligen Königreich Navarra im spanischen Baskenland. Hier gibt es kleine Städte mit schönen Stein- und Fachwerkbauten – und zahlreiche steinerne Turmhäuser oder Wohntürme des regionalen Adels.

Vorkragung des Fachwerkoberstocks am Turmhaus in Donamaria:
Die Knaggen stützen sich auf ein halbrundes Gesims ab.
Unweit der Burg liegt auf einem Hügel die romanische Kirche von Donamaria.
Die Kirche hat einen ungewöhnlichen runden Glockenturm
und ist von typischen baskischen Steinhäusern umgeben.
Auf der Weiterfahrt gibt es einen kurzen Stopp im Dorf Oronoz.
Hier hat Josué das Haus Arretxea, auch Palacio genannt,
untersucht und Teile des Innengerüstes ins 15. Jahrhundert datiert.
Das Gebäude wurde vor einigen Jahren restauriert und
wir dürfen einen Blick in die Eingangshalle werfen.
Anschließend erkunden wir das Städtchen Elizondo, das vom Fluss Baztan durchflossen wird. Hier gibt es hochwertige baskische Steinbauten und nur wenig Fachwerk zu sehen.

In diesem qualitätvollen Steinhaus aus dem 15. und 16. Jahrhundert
befindet sich das örtliche Museum.
Blick in die Eingangshalle des Hauses. Das Museum zeigt bäuerliche und handwerkliche Geräte sowie die für das Baskenland typischen Kreuzsteine mit Scheibenkreuzen. 
Häuser des 18. und 19. Jahrhunderts an der Brücke...
... über den Baztan. Der klare Gebirgsfluss durchströmt das Städtchen.
Straßenbild mit Steinhäusern in Elizondo.
Einige Häuser haben hölzerne Lauben oder Balkone im Dachgeschoss, häufig sind zwei Häuser unter einem Dach zusammengefasst und durch eine mittlere Brandmauer getrennt.
Nach einem Mittagsimbiss in Elizando fahren wir weiter durch das Baztan-Tal, mit einem kurzen Zwischenstopp im Dorf Irurita.
Auch hier gibt es ein mittelalterliches steinernes Turmhaus (Jauregia), das mit einem Vorderhaus aus dem 18. oder 19. Jahrhundert verbunden ist.
Das wehrhafte Turmhaus hat einen hochliegenden Eingang, schmale Schießscharten für Bögen und einen auf Konsolsteinen vorkragenden Wehrgang im Dachgeschoss.
Dann folgt die von Josué sorgfältig geplante Überraschung des Tages:

Nein, wir sind nicht in Kathmandu... - dieses Gebäude in Arraioz ist ein besonders großes und spektakuläres Beispiel eines ehemaligen adligen Steinhauses mit zwei Fachwerkobergeschossen. Das pagodenförmige, flache Pyramidendach wird von einer Laterne bekrönt, die als Belvedere (Aussichtstürmchen) genutzt werden kann.
Das große steinerne Turmhaus mit Schießscharten und Spitzbogen-Doppelarkaden stammt aus dem 13. Jahrhundert. Die beiden Fachwerkobergeschosse hat Josué ins frühe 16. Jahrhundert datiert. 
Auch das Türblatt des Spitzbogen-Eingangs konnte Josué ins frühe 16. Jahrhundert datieren. Es ist mit großen Eisennägeln gespickt und gegen Einschlagen gesichert.
Die beiden Fachwerkobergeschosse haben doppelte angeblattete Kopfstreben und zeigen Schnitzwerk ähnlich der Kirche in Zumarraga, die wir gestern gesehen haben. Die Gefache sind mit senkrechten Eichenbohlen geschlossen, die in die vorgeblatteten Riegel eingenutet sind.
Der weite Dachüberstand wird durch lange Streben abgestützt.
Die freundlichen Eigentümer laden uns in ihr Haus ein, das sie Anfang der 1990er Jahre aufwendig restauriert haben. Es gibt eine große Sammlung von Möbeln und Hausgerät aus dem Baskenland, im Vordergrund sind einige typische Melkeimer zu sehen. 
Blick vom Balkon des Hauses in die Landschaft und auf das Dorf Arraioz.
Ein Blick vom Balkon auf die beiden Fachwerkobergeschosse mit dem Dachüberstand.
Das tragende Gerüst im Innern der beiden Fachwerkobergeschosse. Auch hier gibt es doppelte, angeblattete Kopfstreben.
Heinz demonstriert die Bauweise und Dimensionen einer mittelalterlichen
Stollentruhe an einem unvollständig erhaltenen Exemplar.
Im 17. und 18. Jahrhundert waren im Baskenland Stollentruhen
mit reichem Kerbschnittdekor in Form von Rosetten beliebt.
Der Eigentümer Xabi Otero ist Maler, Fotograf und Buchgestalter. Er zeigt uns sein Haus und seine reichhaltigen Sammlungen zur baskischen Volkskultur.
Innenansicht der originalen Haustür aus dem frühen 16. Jahrhundert.
Im Untergeschoss des Steinhauses gibt es tragende Steinsäulen, auf denen Sattelhölzer und Unterzüge aufliegen. Volker zeigt, wie die früher vorhandenen Kopfbänder verliefen.
Auf der anderen Seite der Straße steht ein weiteres mittelalterliches Turmhaus, ebenfalls mit einem "Belvedere", aber ohne Fachwerkobergeschoss.
Zum Abschluss dieses erlebnisreichen Tages besuchen wir das Städtchen Lesaka, wo wir nochmals zahlreiche Fachwerkhäuser sehen und mit Josué zu Abend essen.

Steinkonsole eines Balkons in Form eines Löwen.
Dieses Fachwerkhaus mit seitlichen steinernen Brandmauern...
... zeigt reiches Renaissance-Schnitzwerk auf Ständern und Balken.
Straßenbild in Lesaka mit Stein- und Fachwerkhäusern.
Spätmittelalterlicher Fachwerkbau mit Holzgalerien und angeblatteten Kopf- und Fußbändern.
Fachwerk-Doppelhaus mit gemeinsamem Dach. Die beiden Haushälften sind durch eine Brandmauer getrennt.
Immer wieder sehen wir phantasievolle Graffiti, die das Streben der Basken nach kultureller und politischer Autonomie ausdrücken.
Auch die baskische Flagge ist häufig im Straßenbild zu sehen.
Heute ist ein warmer Tag mit über 25 Grad - und Kneippkur ist angesagt:
Heinz sucht Abkühlung im Bach, zumindest für seine Füße...
Fotos: Bernd Kunze, Texte: Heinrich Stiewe

Zum nächsten Tag  –––>

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