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Blick auf die karolingische Kirche St. Peter in Mistail |
Heute steht mal wieder ein "Kirchentag" auf dem Programm - treue Leser/innen unseres Blogs wissen natürlich, dass wir Hausforscher uns auch für Sakralbauten interessieren... Nach einem Rundgang in Chur mit der Kathedrale und der ausgegrabenen Kirche St. Stephan (aus dem 5. Jahrhundert!) besichtigen wir mehrere sehr alte und hochinteressante Kirchen im Kanton Graubünden. Auf der Fahrt erleben wir großartige Landschaftseindrücke in den Hochalpen: Wir fahren von Chur durch das Hochrheintal in Richtung Süden u.a. auf der berüchtigten, schluchtenreichen "Via Mala", der "schlechten" oder "bösen" Straße, die unter den Reisenden früherer Jahrhunderte Angst und Schrecken verbreitete, hinauf bis nach Splügen - kurz vor der italienischen Grenze.
Die Altstadt von Chur ist sehenswert - es gibt überwiegend steinerne Häuser, zum Teil mit schönen Portalen und Fassadenmalereien der Renaissance. Heinz Riepshoff hat schon bei seinem Morgenspaziergang einen spätmittelalterlichen Ständerbohlenbau entdeckt, den wir uns nun genauer ansehen.
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Gemeinsam studieren wir den Stadtplan von Chur. |
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Ein restaurierter Ständerbohlenbau in einem Hinterhof. |
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Nach den erkennbaren Details (kurze, angeblattete Streben) ist der Holzbau in das späte 15. Jahrhundert zu datieren. |
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Auf dem Weg zur Bischofsburg: Steinbauten des 15. und 16. Jahrhunderts, zum Teil mit Erkern. |
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Am höchsten Punkt der Altstadt von Chur liegt der "Hof", die Bischofsburg mit der Kathedrale. Bis heute ist sie durch eine Mauer und diesen eindrucksvollen Torturm von der Stadt getrennt. |
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Die Kathedrale von Chur ist ein äußerlich unscheinbarer Bau der Romanik (12.-13. Jahrhundert) |
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Innenansicht der Kathedrale |
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Blatt- und Figurenkapitelle des 13. Jahrhunderts
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Besonders schön ist dieser steinerne Löwe kurz vor dem Chor. |
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Diskussion in einem Innenhof in der Altstadt von Chur. |
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Unter dem modernen Neubau der Kantonsschule befindet sich ein besonderer archäologischer Schatz: Hier wurden die 1958 ausgegrabenen Überreste der Kirche St. Stephan aus dem 5. Jahrhundert n.Chr. konserviert und für Interessierte zugänglich gemacht. Ein detailgetreues Modell gibt einen guten Überblick |
Erhalten blieben die aufgehenden Mauern und Teile des Tonnengewölbes der in den Hang eingebauten Unterkirche der Kirche St. Stephan, die über Metallstege begangen werden können.
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An den Wänden befinden sich stark verblasste und fragmentierte Reste von Wand- und Gewölbemalereien aus dem 5. Jahrhundert . |
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Blick von oben auf die Altstadt von Chur |
Dann fahren wir von Chur durch das Hochrheintal in Richtung Süden. Mehrere Kirchen stehen auf unserem Programm.
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Unweit von Chur besuchen wir die frühere Prämonstratenser-Klosterkirche von Churwalden. Der erhaltene spätgotische Bau entstand 1472-1502, der Turm wurde 1511 fertiggestellt. |
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Das Hochaltarretabel, ein prächtiger und vollständig erhaltener spätgotischer Flügelaltar von 1477 mit dem Motiv der Marienkrönung im Mittelschrein. Die Tafelbilder auf den Flügeln zeigen Mariä Verkündigung (links) und die Geburt Christi (rechts). |
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Neben der Kirche steht das Abtshaus, ein viergeschossiger Steinbau aus dem 15. Jahrhundert. Es wartet noch auf seine Restaurierung... |
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Von einem früheren Aborterker am Abtshaus sind nur noch die beiden Kragbalken (oben) erhalten. |
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Keine Wanderung in den Alpen ohne Enzian... - dieses Prachtexemplar entdeckte Bernd auf dem Friedhof an der Kirche von Churwalden. |
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Dann fahren wir weiter und wandern das letzte Stück Weges zu der einsam gelegenen Kirche des früheren Frauenklosters St. Peter in Mistail bei Tiefencastel. Der rechteckige Saalbau mit drei Apsiden stammt aus dem späten 8. Jahrhundert und ist einer der wenigen erhaltenen Kirchenbauten aus der Karolingerzeit. |
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Blick in den Innenraum - der einzige karolingische Dreiapsidensaal in der Schweiz, der als aufgehender Bau und ohne spätere Einbauten erhalten ist. |
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Die Wandmalerei in der karolingischen Hauptapsis ist deutlich jünger - sie ist gotisch und stammt aus dem frühen 15. Jahrhundert. |
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Jüngere Anbauten an der Südseite der Kirche, links das Beinhaus. |
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Ein Blick in das Beinhaus von St. Peter: Hier liegen, fein säuberlich aufgestapelt, die Knochen von Hunderten Toten, die auf dem Friedhof um die Kirche bestattet waren. |
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Ostseite der Kirche mit den drei Apsiden. Der romanische Turm (links) wurde später hinzugefügt.. |
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An der Kirchhofmauer, mit Blick auf die karolingische Apsisanlage der Kirche, nehmen wir ein entspanntes Mittagspicknick zu uns. |
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Neben der Kirche liegt ein kleiner Bauernhof mit einem jüngeren
Wohnhaus und einer Blockbau-Scheune von 1828. |
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An der Wand der Scheune hängen moderne Gartengeräte und eine alte Schubkarre mit einem hölzernen Scheibenrad. |
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Bei der Fahrt durch die Berge sehen wir immer wieder einzelne Höfe an den steilen Berghängen. |
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Wir fahren ein Stück des Weges durch die Schluchten der berüchtigten "Via Mala", der "bösen Straße", die für frühere Reisende bei der Überquerung der Alpen von Chur nach Italien das größte und gefährlichste Hindernis bildete. Wir halten am Rand der modernen Straßenbrücke und blicken mit einigem Schaudern in die Schlucht hinab. |
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Am Ende der Via Mala errreichen wir die Kirche in Zillis kurz vor dem Anstieg zum Splügenpass. Die romanische Saalkirche mit seitlichem Glockenturm entstand um 1100 (Dendro-Daten: Schiff nach 1096, Turm nach 1101) und erhielt 1509 ihren heutigen spätgotischen Chor. Im Innern birgt sie einen weiteren, kunstgeschichtlich hochbedeutenden Schatz: |
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Über dem rechteckigen Kirchenschiff befindet sich eine flache, mit farbigen Bildern bemalte Holzdecke, die dendrochronologisch nach 1114 datiert werden konnte. Sie ist eine von drei erhaltenen Bilderdecken in einer mittelalterlichen Kirche in Europa, ein weiteres Beispiel ist die bekannte Kirche St. Michael in Hildesheim.Im Stil von romanischer Buchmalerei sind auf insgesamt 153 quadratischen Bildtafeln Szenen aus der Lebens- und Leidensgeschichte Jesu Christi, einige Szenen aus dem Leben des Kirchenpatrons St. Martin von Tours und phantasievolle Fabeltiere dargestellt - ein umfassendes und sehr komplexes Bildprogramm der Hochromanik. |
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Sechs Bildtafeln mit Szenen aus dem Leben Jesu Christi: Oben links die Heilung eines Besessenen, in der Mitte sind Schweine zu sehen, die sich in einen See stürzen, in der Reihe darunter u.a. die Auferweckung des Lazarus (Mitte) und Jesus und die Samariterin am Brunnen (rechts). |
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Am Rand der Decke gibt es Bildtafeln mit Tieren und Fabelwesen, hier eine musizierende Meerjungfrau und ein Mischwesen aus Vogel und Fisch. |
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Rundgang um die Kirche und über den Friedhof, der bis heute von der Gemeinde genutzt wird. |
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Romanische Schallarkaden und Gerüstlöher am Turm aus der Zeit um 1100. |
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Auch hier gibt es in der Nachbarschaft der Kirche ein Bauernhaus mit einer Sammlung von Schlitten und alten Arbeitsgeräten an der Wand. |
Letzter Ort auf unserer heutigen Exkursion ist das etwa 1450 m hoch gelegene Dorf Splügen unterhalb des Splügenpasses, der nach Italien führt. Das Dorf war früher ein Säumerort, hier lebten zahlreiche Menschen davon, mit ihren Pferden auf Saumpfaden Waren und Reisende auf der gefährlichen Route durch die Via Mala und über den Splügenpass zu bringen, außerdem gab es hier mehrere Wirtshäuser und Herbergen für die Reisenden.
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Dorfansicht von Splügen |
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Dunkel verwitterte Blockbauten und Steinhäuser, oft beide Bauweisen an einem Gebäude, bestimmen das gut erhaltene Ortsbild von Splügen. |
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Manche Häuser am Hang haben sechs oder sieben Stockwerke. Das Steinhaus oben links ist die frühere Herberge und das heutige Hotel "Weiss Kreuz", das wir noch besuchen werden. |
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Stein- und Blockbauten am Bach |
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Fenster in einem Blockbau |
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Die flach geneigten Dächer sind mit Kalksteinplatten gedeckt. |
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Ein prächtiger Blockbau aus dem 17. Jahrhundert... |
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...mit hölzernen Zahnschnitt-Gesimsen der Spätrenaissance an der Fassade. |
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Schließlich haben wir noch Gelegenheit, das Hotel "Alte Herberge Weiss Kreuz" in Splügen zu besichtigen - Heinz Pantli hat den ambitionierten Umbau des historischen Gebäudes beraten. Ziel war die Nutzbarmachung des historischen Gebäudes unter Erhaltung von möglichst viel historischer Originalsubstanz und dezenter Hinzufügung von modernen Ergänzungen. Das Ergebnis ist beeindruckend... |
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Im Restaurant auf dem früheren Heuboden steht eine riesige Stollentruhe.... |
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Heinz misst sofort nach: Die Länge beträgt 2,95 Meter! |
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Die gewölbte Küche der früheren Säumerherberge wurde zu einem Hotelzimmer umgestaltet... |
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...die Nasszelle mit Dusche und Toilette ist in ein historisches Gewölbe integriert. |
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Hotelbar im Gewölbekeller |
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Wir beschließen diesen wirklich erlebnisreichen Tag vor dem italienischen "Ristorante Obelisco" in Chur - hier ein Gruppenbild mit der liebevollen Bedienung Carmen Bantli (3. von links), einer Namensvetterin von unserem Begleiter Heinz Pantli (rechts).
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Fotos: Bernd Kunze; Texte: Heinrich Stiewe
zum Tag 5 –––>
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