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Luftbild der ev.-luth. Kirche in Steenfelde.
Die Kirche liegt am Ortsrand in einem Kranz von Bäumen. |
Am Himmelfahrtstag ist das Wetter zunächst bedeckt und leicht regnerisch. Heute besichtigen wir zwei Kirchen, zwei Gulfhöfe, die Stadt Leer und als Höhepunkt das Steinhaus in Bunderhee, einen mittelalterlichen Häuptlingssitz. Abends wechseln wir das Quartier - von Aurich fahren wir nach Aduard bei Groningen in den Niederlanden.
Wir müssen an diesem Feiertag früh aufstehen, weil wir morgens die ev.-lutherische Kirche in Steenfelde besichtigen wollen - noch bevor der Himmelfahrtsgottesdienst beginnt. Die Kirche liegt etwas versteckt am Ortsrand von Steenfelde und ist nicht leicht zu finden - auf dem Weg dorthin entdecken wir zunächst die etwa 2 km entfernte ev.-reformierte Kirche von Großwolde, ebenfalls ein schlichter Backsteinbau.
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Das Dorf Großwolde wurde im Mittelalter wegen steigendem Meeresspiegel von der Marsch auf die höher gelegene Geest verlegt - und dabei soll auch die Backsteinkirche abgetragen und an ihrem heutigen Standort wiederaufgebaut worden sein. |
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Das Mauerwerk besteht aus großformatigen, z.T. zerbrochenen
oder beschädigten Backsteinen - möglicherweise
ein Hinweis auf den Abbruch und Wiederaufbau der Kirche. |
Schließlich erreichen wir noch rechtzeitig die lutherische Kirche von Steenfelde, ebenfalls ein Backsteinbau aus dem 13. Jahrhundert. Auch diese Kirche soll im Mittelalter abgetragen und an ihrem heutigen Standort wiederaufgebaut worden sein.
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Luftbild der Kirche von Steenfelde |
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Auch hier besteht das Mauerwerk aus großformatigen Backsteinen, es macht aber einen regelmäßigeren Eindruck als in Großwolde. Eine vermauerte Tür und ein ebenfalls vermauertes romanisches Rundbogenfenster sind zu erkennen. Die heutigen Fenster wurden in jüngerer Zeit eingebrochen oder vergrößert und besitzen gusseisernes Maßwerk aus dem 19. Jahrhundert. |
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Die Kirche hat keinen Turm, sondern einen sogenannten Glockenstapel, der nördlich der Kirche steht. Dieses gotische Bauwerk enthält zwei eingemauerte Längsbalken, die Erhard um 1306 (d) datieren konnte. Das Dachwerk der Kirche ist leider vor wenigen Jahren fast vollständig erneuert worden - hier gibt es nichts mehr zu datieren. |
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Innenansicht der Kirche von Steenfelde - mit Kronleuchtern
und einem hölzernen Tonnengewölbe über dem Schiff. |
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Zwei alte Klingelbeutel - der linke stammt von 1885. |
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Anschließend besuchen wir einen großen Gulfhof in Mitling Mark. |
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Das Gebäude ist an der Fassade 1776 (Innengerüst?)
und 1892 (Fassade) datiert. |
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Die ostfriesischen Gulfhäuser beeindrucken immer wieder durch ihre riesigen, weitgespannten Holzgerüste. Die Stapelräume zwischen den Ständern in der Mitte des Hauses heißen "Gulfe" - daher hat diese Bauernhausform ihren Namen. Hier wurden die ungedroschenen Getreidegarben erdlastig, also vom Boden bis unter das Dach, aufgestapelt. |
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Hühner- und Gänsehaus auf dem Hof -
ein kleines Nebengebäude neben dem großen Gulfhaus. |
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Der Wohnteil des Gulfhauses ist repräsentativ gestaltet -
mit Mitteleingang und großen Fenstern. Hinter den kleinen
Obergeschossfenstern befinden sich Kornspeicherräume. |
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Wappenstein mit Datierung 1776 über dem Eingang zum Wohnteil. |
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Blick von oben in das Gulfgerüst. |
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Mittags fahren wir weiter nach Leer und besichtigen
den Hafen und die Stadt. |
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Historischer Mittelpunkt des alten Hafens von Leer ist die
"Alte Waage" von 1714, die heute ein feines Restaurant beherbergt. |
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Wappenstein an der Alten Waage mit römischer Datierung 1714
und lateinischer Bauinschrift, darunter eine Sonnenuhr.
Sie zeigt nichts an, der Himmel ist bedeckt … |
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Tordurchfahrt mit Darstellung der Waage auf dem Schlussstein
und Datierung 1790 (Umbau?) |
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Straßenbilder in Leer |
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Das ehemalige lutherische Armenhaus dient heute als Jugendherberge. |
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Ein Kaufmannshaus mit mehreren Speicherböden, der Backsteingiebel
ist 1802 datiert. Im Hintergrund das Rathaus von Leer,
ein prachtvoller Bau der Neorenaissance. |
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Nachmittags besichtigen wir ein restauriertes Gulfhaus in Weenermoor,
hier ein Blick in die Durchfahrtstenne. |
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Auch dieses Haus besitzt ein mächtiges Gulfgerüst mit geneigten
Ständern. Der frühere Erntestapelraum dient heute als Schafstall. |
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Die Bundbalken sind durch die Ständer gezapft (Ankerbalken). |
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Dachwerk mit liegendem Stuhl über dem Wohnteil. Zwei Hölzer
sind 1657/58 dendrodatiert. Auf dem Boden wird Schafwolle gelagert. |
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Der Wohnteil ist ein altes "Steinhaus" mit Spuren von älteren
Fenstern der Spätrenaissance, möglicherweise aus dem
16. oder 17. Jahrhundert (1658?). Die gastfreundlichen Eigentümer
bewirten uns mit Kaffee und Kuchen. |
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Der Giebel wurde im 19. Jahrhundert umgebaut und abgewalmt.
Unten sieht man einige senkrechte Baufugen als Spuren der älteren Fenster. Diese waren schmale Steinbrückenfenster, wie wir sie gestern am "Haus Vienna" in Norden gesehen haben. |
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Die Spuren der früheren Fenster geben Anlass zu
interessanten Diskussionen. |
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An der Eingangsseite des Wohnteils... |
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...zeigt Volker ein älteres, vermautertes Kellerfenster.
Hier wurden im 18. oder 19. Jahrhundert die Deckenhöhen verändert. |
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Abschließender Höhepunkt des Tages ist der Besuch des "Steinhauses”
in Bunderhee. Das Gebäude ist vermutlich im 14. Jahrhundert als
Sitz eines Häuptlings, also eines Angehörigen der mittelalterlichen
bäuerlichen Oberschicht in Ostfriesland, erbaut worden. |
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Die Anlage, die seit 1976 der Ostfriesischen Landschaft gehört,
wurde bis 2012 restauriert. Sie besteht aus dem mittelalterlichen
Steinhaus (Mitte), einem Wohnhausanbau von 1712-1735 (links)
und einem Back- und Kochhaus aus dem 19. Jahrhundert (rechts). |
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Das mittelalterliche Steinhaus ist das besterhaltene in Ostfriesland.
Weitere Beispiele sind nur noch in stark umgebauter Form
oder als archäologische Befunde erhalten. Mit der Gästeführerin Frau Dr. Knust, die uns vorher schon mit ihrem Mann in iherem Haus in Weenermoor bewirtet hat, diskutieren wir die Baugeschichte des Hauses. |
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Das angebaute Wohnhaus ist zwischen 1712 und 1735 inschriftlich datiert,
enthält aber ältere Bauteile aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. |
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Wappen der Erbauer mit Jahreszahl 1735 über dem Eingang.
Der Doppeladler sieht aus wie eine Gans mit zwei Köpfen. |
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Inschriftplatte mit Datierung 1712 und Wappen der
Erbauerfamilie van Heteren. |
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Saal mit Kamin im Obergeschoss des steinernen Turmhauses |
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Balkendecke im Saal |
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Dachwerk mit liegendem Stuhl über dem Wohnanbau
des 18. Jahrhunderts |
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Ovales Fenster in einem der Zwerchhäuser des barocken Wohnanbaus.
In die Bleiverglasung des frühen 20. Jahrhunderts sind Bruchstücke
von Wappenscheiben des 16. und 17. Jahrhunderts integriert,
die vermutlich aus dem Steinhaus oder dem älteren Wohnanbau stammen. |
weiter zu Tag 5 ––––––>
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