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Der alte Hafen von Harlingen... |
Am letzten Tag unserer Reise sind wir weiter in der niederländischen Provinz Friesland unterwegs. Wir besuchen die Nordsee-Hafenstadt Harlingen, einen Bauernhof im Weiler Roodhuis bei Sneek und das Städtchen Bolsward, bevor wir uns nachmittags auf die Rückreise nach Deutschland begeben.
Harlingen (friesisch: Harns) ist eine moderne Hafenstadt (ca. 15.000 Einwohner) in der Nähe des Abschlussdeiches zum Ijsselmeer. 777 stand hier die erste christliche Kirche Frieslands; die Stadt wurde auf zwei "terpen" (Wurten) gegründet und erhielt 1234 Stadtrechte. Harlingen hat einen gut erhaltenen historischen Stadtkern mit Backstein-Giebelhäusern um den alten Hafen.
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...wird heute von Freizeityachten und Segelbooten bevölkert. |
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Das "Stadhuis" (Rathaus) am Noorderhaven in Harlingen erhielt 1730 eine prächtige Barockfassade mit großen Schiebefenstern, erbaut von Stadtbaumeister Hendrik Jacobs Norel. |
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Den geschweiften Giebel schmückt eine vergoldete Figur
von St. Michael, dem Stadtheiligen von Harlingen. |
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Der barocke Rathausturm an der Rückseite des Gebäudes... |
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...wurde nach einem Brand 1975 rekonstruiert. |
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Prächtiges Giebelhaus am Noorderhaven 106 von 1657 |
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Bürgerhäuser an der Schleuse |
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Ein schielender Wappenlöwe (Clarence lässt grüßen... :-)
bewacht die Schleuse am alten Hafen. |
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Kleine Häuser des 18. und 19. Jahrhunderts am Hafen,
links Haus Rommelhaven 10 von 1761. |
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Der Glockengiebel von 1761 ist mit Rokoko-Werksteinen
an den Enden verziert. |
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Dieses prächtige Kaufmannshaus von 1647 am Grote Bredeplaats... |
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... heißt "de Blauwe Hand" und zeigt eine blaue Hand
als Hauszeichen über dem Eingang. |
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An der Einfahrt des alten Hafens öffnet sich eine Klappbrücke
für ein- und ausfahrende Boote. |
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Auf unserer Fahrt durch Friesland sehen wir viele Gulfhöfe
(stolpboederijen) mit hohen Walmdächern, die weithin sichtbar
die flache Landschaft prägen. |
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Die Dachdeckung dieses Bauernhofes zeigt die Jahreszahl 1879
aus dunklen Pfannen. |
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Das Walmdach über dem Wohnteil ist mit den teureren schwarzen
Hohlpfannen (reduzierend gebrannt) gedeckt, oft sind diese glasiert. |
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Friesische Landschaft |
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Als letzten Bauernhof besuchen wir den Hof up Andle in Roodhuis,
eine typische "stolpboerderij" mit Gulfscheune
und angebautem Wohnteil
(rechts). |
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Die Giebelzier mit zwei hölzernen Schwänen ist in Friesland
landschaftstypisch - und augenscheinlich auch bei den Vögeln beliebt. |
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Außenansicht der Gulfscheune, die heute als Pferdestall genutzt wird. |
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Das Gulfgerüst mit geneigten Ständern und Jochbalkenzimmerung wurde von Erhard im Auftrag von Paul Borghaerts, Easterein auf das Jahr 1595 (d) datiert. Um die Küstenregionen mit ausreichendem Bauholz zu versorgen, kauften die niederländischen Handelsherren in vielen europäischen Ländern das Material ein, so z.B. in Südskandinavien, dem Baltikum, Deutschland, Belgien bis hin zur Normandie. Interessant ist der Vergleich der Konstruktion mit einem noch älteren Gerüst in Westerender-Kirchloog in Ostfriesland aus dem Jahr 1568 (d, vgl unseren Blog-Eintrag vom 30. Mai 2019). |
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Erhard ist auf der Suche nach Floßbohrungen... |
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Der Hof ist an zwei Seiten von einem Wassergraben (Gracht) umgeben. |
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Dorfansicht von Roodhuis |
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Ein verfallender Gulfhof - das teilweise eingestürzte Dach
gibt den Blick auf das tragende Innengerüst frei. |
Zum Abschluss besuchen wir das Städtchen Bolsward (friesisch: Boalsert) in der Nähe von Sneek in Friesland. Die Kleinstadt mit heute ca. 10.000 Einwohnern entstand auf einer dreiteiligen Warft (Wierde, Wurt) und erhielt 1455 Stadtrechte. Bolsward war Mitglied der Hanse und hatte im 17. und 18. Jahrhundert einen florierenden Butter- und Käsemarkt.
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Die Martinikirche von Bolsward ist eine mächtige spätgotische
Pseudobasilika aus rotem und gelbem Backstein, erbaut
im 15. Jahrhundert (1446-66) und 1459 durch den Bischof von Utrecht geweiht. |
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Wir bestaunen die Kirche von außen -
sie ist am Sonnntagmittag geschlossen. |
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Gotisches Blendmaßwerk im Giebel über dem Portal |
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Formsteinprofil aus gelben Ziegeln |
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Sorgfältig verlegtes Fischgrätpflaster auf dem Gehweg vor der Kirche |
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Das Rathaus von Bolsward ist ein prachtvoller Bau des friesischen Manierismus (Spätrenaissance), erbaut in nur 3 Jahren von 1614-17 von Gysbert Japicx. Eine dendrochronologische Untersuchung der verschiedenen Bauphasen von Erhard im Auftrag von Archeosupport, Groningen bestätigte diese Aussage. Der hohe Rathausturm - auch aus der Zeit - enthält ein Glockenspiel (Clarion), das alle Viertelstunde ertönt. |
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Häuser am Appelmarkt in Bolsward |
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Wir haben uns ein Eis verdient... |
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Von Bolsward fahren wir gemeinsam über die Autobahn zurück
nach Aduard, von wo wir die Heimreise antreten.
Vor der beschaulichen Grachtenkulisse verabschieden sich die
Blogredakteure Bernd und Heinrich - bis zur nächsten Hausforscher-Reise! |
Ich konnte es mir nicht verkneifen, zu kommentieren. außergewöhnlich gut geschrieben! Schinken
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