22. Dezember 2025

Frohes Weihnachtsfest und ein gesundes und friedliches neues Jahr 2026


Ein gestickter Bildteppich aus der Zeit um 1500 aus dem Franziskaner-Museum in Villingen-Schwenningen zeigt die Geburt Christi im Stall zu Bethlehem sowie zwei Heilige vor einem Hintergrund aus Blütenranken. 

Mit diesem wunderschönen mittelalterlichen Bild, in dem es einige spannende Details zu entdecken gibt, wünschen wir Hausforscher unterwegs unseren Freunden und Followern ein frohes Weihnachtsfest und ein gutes, gesundes und hoffentlich friedliches neues Jahr. 

Die Stickerei stammt sehr wahrscheinlich aus dem Franziskanerinnenkloster St. Clara in Villingen und diente als Antependium, also als prächtiger Vorhang, der zur Weihnachtszeit an die Vorderseite des Altars gehängt wurde. Es ist anzunehmen, dass diese prachtvolle farbige Stickerei, die auch als "Nadelmalerei" bezeichnet wird, von den Nonnen des Franziskanerinnenklosters angefertigt worden ist.


Im Mittelpunkt steht die bekannte Darstellung der "Weihnachtskrippe" mit Maria und Josef und dem Jesuskind, das hier in einer Krippe aus grobem Flechtwerk liegt. Dahinter sind Ochs und Esel zu sehen, die während des heiligen Geschehens unbekümmert aus der Krippe fressen, das Heu hängt ihnen noch aus dem Maul.

Für uns Hausforscher ist natürlich die Darstellung des Stalles von besonderem Interesse, doch wird hier kein reales Gebäude gezeigt, sondern ein traditioneller, in der mittelalterlichen Malerei weit verbreiteter "Topos". Damit ist ein idealisiertes Bauwerk gemeint, das aus Teilen eines massiven Quaderbaus (oft einer Ruine) und einem hölzernen Schuppen mit Strohdach besteht. Realistisch sind allenfalls die erkennbaren baulichen Details: Vor einer massiven Rückwand aus hochwertigem Quadermauerwerk mit seitlichen Strebepfeilern und einer rechteckigen Fensteröffnung in der Mitte steht ein primitiv wirkendes, schuppenähnliches Gebäude mit einem Strohdach mit einer halbrunden Lüftungsgaube in der Mitte, das auf zwei seitlichen Holzständern ruht.


Die beiden Ständer sind vierkantig und oben mit je einem angeblatteten Kopfband mit Schwalbenschwanzblatt verstrebt. Die vermeintlichen Ständer stehen ohne Schwelle oder Fundamente direkt auf dem Boden, möglicherweise handelt es sich auch um eingegrabene Pfosten. Aus archäologischen und bauhistorischen Befunden ist bekannt, dass der frühgeschichtliche Pfostenbau im ländlichen Raum neben dem Ständerbau (auf Schwellen und Fundamenten) noch bis weit ins Spätmittelalter und die frühe Neuzeit praktiziert worden ist.




Gezeigt werden Konstruktionsmerkmale, wie sie im Stein- und Fachwerkbau um 1500 üblich und weit verbreitet waren - damit wird die dargestellte Geschichte aus der Bibel in die damalige Gegenwart verlegt, um sie für die Betrachter verständlicher zu machen. Zu dieser "Vergegenwärtigung" gehören auch die Gewänder von Maria und Josef und der beiden Hirten, die von hinten durch das Fenster hineinschauen, sowie die Darstellung einer zinnenbewehrten Burg- oder Stadtmauer mit einem Turm, die im Hintergrund des Stalles rechts sichtbar ist. Links sind im Hintergrund die Hirten auf dem Felde zu sehen, denen ein Engel mit dem Spruchband "Gloria in excelsis Deo" (Ehre sei Gott in der Höhe) die Geburt Christi verkündet.


Links und rechts von dem Stall stehen zwei Heilige, links Franz von Assisi als Begründer des Franziskanerordens, barfuß und mit einer braunen Kutte bekleidet, und rechts der Bischof Ludwig von Toulouse, der unter seinem prächtigen Gewand auch eine Mönchskutte trägt und damit ebenfalls als Franziskaner gekennzeichnet ist.


Liebevoll dargestellt ist eine Wiese mit Kräutern im Vordergrund, man erkennt einen blühenden Löwenzahn und wilde Erdbeeren. Dagegen sind die Blütenranken im Hintergrund stärker stilisiert, also weniger realistisch dargestellt. Eine große Blüte in der Mitte über dem Stall vertritt den Stern von Bethlehem.
Heinrich Stiewe

Es grüßen Eure HAUSFORSCHER unterwegs
Haio Zimmermann, Volker Gläntzer, Heinrich Stiewe, 
Erhard Preßler, Bernd Kunze, Heinz Riepshoff

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