19. Dezember 2012

Ein Hausforscher in New York - Teil 1

"Was willst Du denn in New York? Da gibt es doch kein Fachwerk - ist das denn für einen Hausforscher interessant?" fragte mich ein Bekannter, als ich von unseren Reiseplänen erzählte. Tatsächlich hat diese Stadt für baugeschichtlich Interessierte unendlich viel zu bieten.

Skyline von Midtown Manhattan von Brooklyn Bridge aus, im Hintergrund Empire State Building (Mitte) und Manhattan Bridge (rechts)
New York City ist absolut faszinierend - damit erzähle ich jedem, der schon einmal dort war, nichts Neues. Atemberaubend ist der bekannte Blick auf die Skyline von Manhattan, insbesondere von Brooklyn Bridge oder Central Park aus, spannend sind die Gegensätze zwischen gigantischen Hochhäusern und alten, viergeschossigen Backsteinbauten mit eisernen Feuertreppen. Es gibt Wolkenkratzer in allen Stilformen - von Neugotik, -renaissance und Spätklassizisums bis zur Moderne. Bis heute stadtbildprägend sind die Bauten im Art Deco-Stil der 1920er und 1930er Jahre - und Fachwerk haben wir schließlich auch entdeckt, dazu später...

The city that never sleeps...

Vom 3. bis 12. Dezember 2012 haben wir, meine Freundin Nadine Behrmann aus Detmold, Stefan Drese, ein befreundeter Architekt aus Hamburg und ich, Heinrich Stiewe, das vorweihnachtliche New York besucht. Dort trafen wir unseren Freund Jan Krähling, der an der Yale University als Post-Doc-Graduate in der Pharmakologie arbeitet. Gemeinsam mit ihm erkundeten wir an den letzten drei Tagen die Stadt New Haven und Yale. Erwartungsvoll kamen wir am Montag, 3. Dezember auf dem Newark Airport (New Jersey) an - bei schönstem Wetter und frühlingshaften Temperaturen, fast 20° C! In Midtown Manhattan bezogen wir unser Quartier, The New Yorker Hotel, 481 8th Avenue Ecke 34th Street - in einem imposanten, 40-stöckigen Art-Deco-Bau von 1929.

Willkommen in New York: The New Yorker Hotel
Ein erster Rundgang nach Einbruch der Dunkelheit führte über den Times Square mit seinen bunten, flimmernden Werbeflächen zum Rockefeller Center...

Times Square, noch 28 Tage bis Silvester...

Rockefeller Center mit dem berühmten Weihnachtsbaum

Rockefeller Center ist ein gigantischer Baukomplex aus 21 Hochhäusern - erbaut 1931-40, zur Zeit der tiefsten Depression, von dem Ölmilliardär John D. Rockefeller Jr., der dafür 228 Häuser abreißen ließ. Dennoch gelang seinen Architekten unter Leitung von Raymond Hood ein städtebauliches Meisterstück mit zahlreichen Kunstwerken in reinstem Art Deco - seit 1985 unter Denkmalschutz. Von "Top of the Rock", der Aussichtsplattform im 70. Stockwerk des Hauptgebäudes (GE Building), genossen wir den weiten Rundblick über die glitzernde Stadt.

Lichter der Großstadt: Blick von "Top of The Rock", in der Mitte Empire State Building, rechts Times Square

Architektur und Kommerz: Fifth Avenue

Spannende Einblicke in die vorweihnachtliche Glitzerwelt des Konsums (gucken kostet ja nichts... ;-) und die Vielfalt der Architektur von New York City bot ein Bummel über die 5th Avenue, die Edel-Einkaufsmeile der Stadt:
Geschenke für Besserverdienende: Cartier an der 5th Avenue
Architekten des Art Deco hatten eine Vorliebe für antike Hochkulturen: Neo-babylonisches Relief mit geflügelten Löwen  am Fred F. French-Building, 551 5th Avenue, erbaut 1927
Kein Erdbeben, nur eine Spiegelung: Art Deco meets Moderne am Gebäude 29 West 57th Street, erbaut 1929 für die American Piano Company. Das Kreuz der französischen Ehrenlegion am Kopf des Gebäudes erinnert an die Auszeichnung, die ein Klavier der Fa. Chickering von Napoleon III. erhalten hatte; Chickering wurde später von American Piano übernommen (s. Reinhart Wolf, New York, Hamburg 1980)
Und dann tatsächlich: Ein Fachwerkhaus an der 5th Avenue! Dekorformen, Erker und Freigespärre erinnern an Bauten des 16. Jahrhunderts in Südengland... - doch bei näherem Hinsehen erwies sich das Ständerwerk als aufgeputzt - Fakewerk?
Ältere Gebäude spiegeln sich in der Glasfassade des Trump Tower, erbaut 1983 von dem New Yorker Immobilienkönig Donald Trump, mit "hängenden Gärten"...
Eine moderne, spektakulär geschwungene Treppe (Fuksas Architects, 2009) ...
... und Luxus-Shopping bei Armani an der 5th Avenue
Kirchen gehören heute zu den kleineren Gebäuden in NYC: St. Thomas Church, erbaut 1913 in schönster französischer Kathedralgotik, blieb  unvollendet - für den rechten Turm fehlte wohl das Geld... (www.saintthomaschurch.org/about/building)
Fortsetzung folgt...
Heinrich Stiewe



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