20. Dezember 2012

Ein Hausforscher in New York - Teil 2

Durch SoHo und Chinatown nach Brooklyn

In den ersten Tagen, bei noch gutem Wetter, sind wir kreuz und quer durch Manhattan gelaufen, bzw. ich bin mit dem Rollstuhl gefahren. Später haben wir auch Taxen (yellow cabs) und die Subway genutzt, was in NYC recht gut funktioniert. Etwa jede dritte bis vierte Metro-Station ist mit einem Aufzug erreichbar. Die Züge sind dann ohne Probleme mit dem Rollstuhl befahrbar.

Madison Square, links NY Life Insurance Building (Cass Gilbert, 1928), rechts der 210 m hohe Metropolitan Life Insurance Tower (1909), der an den Campanile von San Marco in Venedig erinnert.
Von unserem Hotel an der West 34th Street war es nicht weit zu Macy's Department Store und zum Empire State Building, das wir aber erst später zusammen mit Jan besuchen wollten. Wir folgten dem Broadway, der das gitterförmige Straßenraster (grid) der Stadt schräg durchschneidet, in Richtung Süden. Mehrere markante Wolkenkratzer stehen am Madison Square, darunter das bekannte Flatiron Building von 1902.
Das Flatiron Building (früher Fuller Building) war zur Bauzeit 1902 das zweithöchste Gebäude der Stadt und erhielt den Spitznamen "Bügeleisen" nach seiner Lage auf einem extrem spitzwinkligen Grundstück zwischen Broadway und 5th Avenue. Es ist eines der ersten Hochhäuser mit einer Tragkonstruktion aus Stahlträgern, der die massiv wirkenden Fassaden aus Kalkstein lediglich vorgehängt sind. Diese Konstruktionsweise machte den Bau von Wolkenkratzern überhaupt erst möglich - und der Wettlauf um das höchste Gebäude New Yorks (und der ganzen Welt) begann.
Flatiron Building - das "Bügeleisen" war 1902 das zweithöchste Gebäude der Stadt.
Blick von Madison Square zum Empire State Building (1931), seit dem 11. September 2001 wieder das höchste Gebäude in New York.
Vom Flatiron Building ist es nicht weit nach Greenwich Village und SoHo (South of Houston Street). An der Bond Street, zwischen alten Backsteinhäusern mit Terrakotta- und Gusseisenfassaden, bauten die Architekten Herzog & de Meuron (bekannt von der Hamburger Elbphilharmonie) ein Luxus-Apartmenthaus mit einer futuristischen Glasfassade.
Bond Street, reiche Ziegel- und Terrakottafassade des 19. Jahrhunderts mit den obligatorischen Feuertreppen
Bond Street, Apartmenthaus mit Glasfassade
von Herzog & de Meuron
Der sogenannte Cast Iron District um Mercer Street und Greene Street in SoHo wird noch heute von historistischen Häusern aus der Zeit zwischen 1869 und 1895 geprägt, deren Tragkonstruktionen und Fassaden aus Gusseisensäulen und -trägern bestehen, die in Serien vorgefertigt wurden.
Greene Street, Gusseisenfassaden
mit Feuertreppen im Cast Iron District
Gusseisenfassaden an der Greene Street.
Das linke Haus ist oben im Giebel 1872 datiert.
Noch in den 1960er Jahren sollte das ganze Viertel abgerissen werden, doch zogen Künstler in die Gusseisengebäude und kämpften mit Bürgerinitiativen erfolgreich gegen den Abriss. Heute ist SoHo ein etabliertes "in-Viertel" mit schicken Läden und Restaurants in den restaurierten Häusern, die meisten Künstler sind wegen der exorbitant gestiegenen Mieten längst weitergezogen...
453 Broome Street, restauriertes Cast Iron Building von 1873. Gegenüber gibt es feine Schokolade und Pralinen bei "Mariebelle".
Von SoHo gingen wir weiter nach Little Italy und Chinatown, der größten chinesischen Gemeinde außerhalb des Mutterlandes. Chinesische Schriftzeichen und Architekturelemente bestimmen das Straßenbild.
Chinatown: Chinesische Architektur
an der Canal Street, Ecke Centre Street

Auf der Canal Street zwischen Little Italy und Chinatown herrscht reger Betrieb, hier werden China- und Seafood, Souvenirs sowie "Rolex-Watches" und andere Billigimitate von Luxusartikeln verkauft. In einer Nebenstraße fanden wir ein chinesisches Restaurant, wo wir einen guten und preiswerten Lunch bekommen haben.
Canal Street in Chinatown

Chinatown: Fassaden an der Bowery
Am späten Nachmittag erreichten wir Brooklyn Bridge - doch erforderte es lange Umwege, um mit dem Rollstuhl über lange Rampen auf die Brücke hinauf und in Brooklyn wieder herunterzukommen. Belohnt wurden wir mit einem grandiosen Blick auf die Skyline von Manhattan.
Brooklyn Bridge, erbaut 1867-1883 von dem deutschstämmigen Ingenieur John A. Roebling, der während der Bauarbeiten an den Folgen eines Unfalls starb. Zur Bauzeit war sie die größte Hängebrücke der Welt - und die erste mit Stahlseilen. Zur Zeit wird die Fahrbahn saniert, Teile sind mit Planen verhängt.
Brooklyn Bridge, im Hintergrund das im Bau befindliche One World Trade Center am Ground Zero und der neuen Beekman Tower von Frank O. Gehry (2011), das höchste Wohngebäude New Yorks (267 m, 76 Stockwerke).

Die Skyline von Lower Manhattan:
Blick von der Brooklyn Bridge...
... und abends von der Uferpromenade in Brooklyn
(Foto: Nadine Behrmann)
Fortsetzung folgt...
Heinrich Stiewe

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