21. Dezember 2012

Ein Hausforscher in New York - Teil 3

Picasso, Dinosaurier und Kreuzgänge - Museen in NYC

New York besitzt großartige Museen, die man gesehen haben sollte - ohne jemals alles sehen zu können. Das entspannteste Museum für Rollstuhlfahrer ist Guggenheim Museum in dem berühmten Bau von Frank Lloyd Wright: Man fährt mit dem Aufzug in den sechsten Stock und rollt ganz gemütlich die spiralförmigen Rampen der Rotunde hinunter und lässt die Bilder an sich vorbeiziehen - in unserem Fall eine schöne Ausstellung mit Schwarz-Weiß-Bildern von Picasso.
Wallfahrtsort für Kunstfreunde: Guggenheim Museum,
erbaut 1959 von Frank Lloyd Wright
Was die New Yorker Museen für Hausforscher zu bieten haben, sei im Folgenden berichtet.
Von Guggenheim spazierten wir durch den Central Park zum American Natural History Museum - wo leider der Akku meiner Kamera streikte. Das größte Naturkundemuseum der Welt besitzt u.a. eine ausgezeichnete Sammlung von Dinosaurier-Skeletten, in der alles vertreten ist, was bei "Jurassic Park" Rang und Namen hat: Tyrannosaurus Rex, Allosaurus, Velociraptor, Apatosaurus, Stegosaurus (der mit den Rückenplatten) und diverse Hadrosaurier. Originale Dino-Skelette sind auch für Gefügeforscher faszinierend - besonders, wenn die Forschungsgeschichte so gut aufbereitet ist wie in diesem Museum.

Einzigartig ist "The Cloisters", die Mittelalterabteilung des Metropolitan Museums of Art, die wir am folgenden Tag besuchten.
The Cloisters: Mittelalter in Manhattan...
(Foto: Nadine Behrmann)
Ganz im Norden von Manhattan, in Fort Tyron Park, ließ John D. Rockefeller 1934-38 eine mittelalterliche Klosteranlage nachbauen, die die frühere Sammlung des Bildhauers George Banard beherbergt. Vier romanische und gotische Kreuzgänge aus abgebrochenen Klöstern in Südfrankreich und Spanien, eine Kirchenapsis sowie diverse Portale, Skulpturen und Bauspolien wurden in die Anlage eingefügt und erzeugen eine einmalige, klösterlich ruhige Atmosphäre abseits der Hektik von New York.
...und klösterliche Ruhe in einem romanischen Kreuzgang
Mittelalterliche Kunstwerke - nur vom Feinsten - sind hier im passenden Rahmen ausgestellt, u.a. Brüsseler Wandteppiche mit der Einhorn-Legende, Elfenbeinarbeiten, Skulpturen, Bücher und Tafelbilder. Für Hausforscher ein "Muss" ist der Verkündigungsaltar aus der Werkstatt von Robert Campin (um 1425) mit detailreichen Darstellungen eines spätmittelalterlichen Wohnraumes, einer Tischlerwerkstatt und einer flämischen Stadt.
Verkündigungsaltar von Robert Campin (Werkstatt), um 1425.
Ausschnitt: Eine flämische Stadt um 1425
Ein prächtiger Wandteppich aus dem 15. Jahrhundert zeigt die Geburt Christi - in einem Stall mit Strohdach, gotischem Freigespärre und Giebelpfahl.
Wandteppich mit Geburt Christi, 15. Jh.
Eine weitere Überraschung war der originale Torweg eines Fachwerkhauses der Zeit um 1500 aus Abbéville (Picardie, Nordfrankreich) - mit dem Eingang zu einer früheren Wendeltreppe und feinem spätgotischem Schnitzwerk. Die Stadt Abbéville wurde im Zweiten Weltkrieg schwer zerstört, der Hauseingang blieb hier in New York erhalten.
Torweg eines Fachwerkhauses aus Abbéville, um 1500
Auf dem Rückweg  in die Stadt fuhren wir noch an Dyckman Farmhouse vorbei (Museum, war leider geschlossen). Das 1786 erbaute Gebäude ist das einzige erhaltene Bauernhaus in Manhattan.
Ein Bauernhaus in NYC: Dyckman Farmhouse, erbaut 1786
Das Metropolitan Museum of Art (kurz Met Museum) ist eines der größten Museen der Welt mit einer gigantischen Sammlung vom alten Ägypten bis zur Moderne - und entsprechend unübersichtlich. Ein Highlight ist der ägyptische Tempel von Dendur (um 15 v. Chr.), der dem Bau des heutigen Assuan-Staudammes weichen musste und komplett in das Museum versetzt worden ist.
Met Museum: Ägyptischer Tempel aus Dendur (15 v.Chr.)
Nach Schnellrundgängen durch Antike und Moderne nahmen wir uns etwas mehr Zeit für den "American Wing" - mit Jugendstil-Glasfenstern von Louis Comfort Tiffany, einem kompletten Wohnzimmer von Frank Lloyd Wright und der klassizistischen Fassade eines New Yorker Bankgebäudes von 1822 - als die Banken noch etwas bescheidener auftraten als heute...
Glasfenster von Louis C. Tiffany (1848-1933)
(Foto: N. Behrmann)
Frank Lloyd Wright (1867-1959), Wohnzimmer von Francis W. Little House in Wayzata, Minnesota, 1912-14
(Foto: N. Behrmann)
Fassade eines Bankgebäudes von 1822 aus New York City
Zwei Tage später besuchten wir das MoMA (Museum of Modern Art) - hier sind die ultimativen Highlights des 19. und 20. Jahrhunderts versammelt: Seerosen von Claude Monet, Zypressen von Vincent van Gogh, die Demoiselles d' Avignon von Pablo Picasso, der Schrei von Edvard Munch, die Tanzenden von Henri Matisse - und natürlich dürfen Roy Lichtenstein und Andy Warhol nicht fehlen. Die Ausstellung zur zeitgenössischen Architektur war dagegen sehr übersichtlich. 
Mehr als zwei Museen sind an einem Tag nicht zu schaffen - und selbst dann rennt man irgendwann nur noch durch die Säle, und die Aufnahmefähigkeit ist restlos erschöpft...

To be continued...
Heinrich Stiewe

1 Kommentar:

  1. Heinrich, das sind ja grossartige Fotos und Texte. War schon dreimal in New York, allerdings vor 30 Jahren - da hatte ich noch nicht den "Hausforscherblick".

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