28. Mai 2016

In den spanischen Pyrenäen

Vom Glockenturm der Kirche in Garòs bietet sich ein eindrucksvoller Blick auf das Dorf und die Berge der Hochpyrenäen. 
Nach einer sehr angenehmen Übernachtung im Hotel Albarez in Vielha (gutes Preis-Leistungsverhältnis, zu empfehlen!) treffen wir uns morgens mit der Archäologin und Kulturbeauftragten der Region ..., um einige romanische Kirchen und Dörfer der katalanischen Pyrenäen zu besuchen. Es geht wieder über endlose Serpentinen hinauf - diese Dörfer liegen über 1.000 Meter hoch. Die Berglandschaft ist überaus beeindruckend.

Spätromanisches Fenster (Ende 13. Jh.?) an der Kirche in Garòs
Im Chor blieben Gewölbemalereien aus dem späten 16. Jahrhundert erhalten.
Das Geläut der Kirche in Garòs hängt in den offenen Schallarkaden des Turmes. Die beiden Glocken links hängen an modernen Glockenjochen aus Stahl, während rechts ein altes Glockenjoch aus Holz erhalten geblieben ist.
Auch im Dorf Garós gibt es einiges zu entdecken: Dieses ortstypische Bruchsteinhaus aus Schieferstein... 
...besitzt noch ein originales Steinkreuzfenster aus dem 16. Jahrhundert mit Kielbögen über den oberen Öffnungen (unten fehlt der senkrechte Teilungspfosten).
Die Kirche in Villac stammt aus dem 12. Jahrhundert, der Westturm kam im 13. Jahrhundert hinzu. Der auffällige achteckige Chorbau (Oktogon) ist dagegen nicht so alt, wie er aussieht... - er wurde erst 1824 an die romanische Kirche angebaut.

Im Quadermauerwerk der romanische Kirche finden sich zahlreiche Spoilen, wiederverwendete Werksteine aus einem älteren Vorgängerbau.
Das romanische Südportal hat alte Türflügel aus dem 16. Jahrhundert mit Ziernägeln und kunstvoll geschmiedeten Beschlägen.
Das Innere der Kirche mit schweren Säulenarkaden und Tonnengewölben wirkt düster und öffnet sich zu dem hell erleuchteten und weiß gestrichenen Oktogon, das 1824 anstelle des alten romanische Chores angebaut worden ist.
Blick vom Chorraum nach Westen ins Langhaus.
Auch hier können wir den Glockenstuhl und das Dachwerk besichtigen.
Blick von der Westempore ins Mittelschiff und den Chor.
Ein kunstvoll punzierter Beschlag am Portal
Im folgenden Dorf Vilamòs wollen wir das "Ecomuseu" besichtigen, ein Bauernhaus aus dem 18. Jahrhundert.  Schon auf dem Weg dorthin sehen wir im Dorf zwei alte Bruchsteinhäuser mit Treppengiebeln, wie sie in der Region häufiger vorkommen.
Auch dieses liebevoll restaurierte Haus besitzt einen Treppengiebel.
Das "Ecomuseu" befindet sich in einem großen Bauernhof des 18. Jahrhunderts. Das barock wirkende Wohnhaus ist zumindest im Obergeschoss ein verputzter Fachwerkbau.
Küche mit offener Herdstelle (rechts) und Waschnische mit Ausgussstein (links)
Dachwerk des Museumsgebäudes ist ein schlichtes Spartendach, das ursprünglich keine Kehlbalken besaß. Auf die Sparren sind Bretter genagelt - als Träger für die Schieferdeckung.
Blick in den Kuhstall des Museumshofes
Altes Bauernhaus gegenüber dem Museumshof. Am Giebel ist neben dem Obergeschossfenster ein großer  Backofen angebaut, der unten mit einer gemauerten Säule abgestützt wird.

Mittags kehren wir wieder nach Frankreich zurück. In Saint-Bertrand de Comminges treffen wir vier Frauen der MFP Haute-Garonne, die uns mit einem leckeren Picknick im ehemaligen Feuerwehrhaus bewirten. Anschließend besichtigen wir die eindrucksvoll auf einem Bergkegel über dem mittelalterlichen Städtchen gelegen Kathedrale mit ihrem romanischen Kreuzgang. Weiter geht es nach Martres-Tolosane am Fuß der Pyrenäen. Der kleine Ort ist seit dem 18. Jahrhundert für seine Fayence-Manufakturen bekannt ist. Sechs Werkstätten sind heute noch in Betrieb, aber überwiegend als kleine Betriebe mit künstlerischem Anspruch. Abends fahren wir bei Gewitter zu unserem neuen Quartier, einer "Gite" (Bed and Breakfast) auf einem Bauernhof in St. Michel bei Auch, südwestlich von Toulouse.
Die Kirche von Saint-Bertrand de Comminges wurde am höchsten Punkt des Stadthügels erbaut und beherrscht weithin sichtbar die Landschaft vor dem Anstieg in die Pyrenäen.
Hier treffen wir vier Frauen von MPF (Maison Rurale Francais): Patricia, Louise, Charlotte und Francoise (von links), die uns zu einem leckeren, selbst zubereiteten Mittagessen ins Feuerwehrhaus einladen. Anschließend besichtigen wir zusammen die Kirche des Ortes.
Alles selbstgemacht mit Zutaten aus dem Garten.
Das Westportal der Kirche zeigt ein prächtiges Tympanonrelief und Bögen mit Schachbrettsteinen aus dem 12. Jahrhundert.
Besonders schön ist auch hier der Kreuzgang mit romanischen Doppelsäulen (12. Jh.),  die im 13. Jh. fortgesetzt  worden sind.
Frühgotische und spätromanische Kapitelle im Kreuzgang
Das gut erhaltene Chorgestühl stammt aus der Mitte des 16. Jahrhunderts und ist bereits im neuen Stil der Renaissance gestaltet.
Am westlichen Pfeiler des südlichen Seitenschiffes hängt dieses ausgestopfte Krokodil. Eine Legende berichtet dazu, der Hl. Bertrand selbst habe das Tier mit seinem Bischofsstab erschlagen, nachdem es im Fluss mehrere Jungfrauen vor ihrer Heirat gefressen habe. Tatsächlich handelt es sich vermutlich um eine Votivgabe eines Jerusalempilger, der das Krokodil irgendwo im Nahen Osten erworben hat. Nach Auskunft des Audioguides ist es eines von neun Krokodilen, die in Frankreich unter Denkmalschutz stehen.
Gewölbemalerei im Chor
Blick auf die Kirche von Westen. Das hölzerne Turmobergeschoss erinnert uns an die Kirchenburgen in Siebenbürgen.
Erhard berät mit den vier Frauen das aktuelle Besichtigungsprogramm.
In dem kleinen Städtchen Martres-Tolosane besuchen wir die Fayence-Manufaktur von Stephanie, eine von sechs, die noch bestehen.

Die kleine Städtchen Martres-Telosane wurde im 12. oder 13. Jahrhundert auf nahezu kreisförmigem Grundriss angelegt.
In dieser Gasse südliche der Kirche blieb eine Zeile von etwa acht bis 12 Fachwerkhäusern errichtet.
"Riegelloses" Fachwerk, wie es auch in anderen Gegenden Frankreichs vorkommt.


Ein Wahrzeichen des Ortes ist der achteckige Turm der Kirche.

2 Kommentare:

  1. Diese wunderschönen und auch meditativen Bilder sind ein Genuss und eine Augenweide.
    Gundi

    AntwortenLöschen
  2. Prachtige details, zoals het venster in Gabe, het versierde beslag, oude schilderijen, maar ook de bijzondere sfeer in het renaissancekoor. Ik vind het leuk om ahw door jullie ogen mee te kunnen kijken naar alle ontdekkingen. Atelma

    AntwortenLöschen

Schreiben Sie einen Kommentar zu unseren Beiträgen.
Es ist immer spannend, zu erfahren, was unsere Leser denken und wer uns besucht. Wir würden uns freuen.

Printfriendly