22. Juni 2017

Zwei Bauernhäuser und Fahrt nach San Sebastian

In Ehren gealtert: Weinflaschen im Bauernhaus in Errezil
Ibon und Josué wollen uns heute noch zwei mittelalterliche Bauernhäuser zeigen - und am Abend steht ein Vortrag in der Stadtbibliothek in San Sebastian auf dem Programm: Hier wollen wir das Projekt "Hausforscher unterwesgs" und die Reise durch die Pyrenäen und ins Baskenland (2016) vorstellen.
Morgens treffen wir uns in Errezil an der Kirche. Hier trinken wir zusammen einen Kaffee und von hier aus fahren wir zu dem ersten Bauernhaus im Außenbereich des Dorfes.
Kirche in Errezil. Auch im Kern dieses Dorfes gibt es spätmittelalterliche Fachwerkbauten (rechts).
Das erste Bauernhaus liegt hart an der Straße außerhalb des Dorfes. Hier werden wir vom Hofhund begrüßt. Das Haus stammt aus dem Spätmittelalter (15. oder frühes 16. Jahrhundert) und wurde im 17. Jahrhundert nach vorn verlängert. Aus dieser Zeit stamt das Fachwerk der heutigen Fassade - auch wenn es mittelalterlich anmutet.
Im Dachraum des Hauses, der von der Straße bequem über eine Hocheinfahrt erreichbar ist, sehen wir ein spätmittelalterliches Innengerüst, das zurzeit von Ibon und Josué untersucht wird (Dendro-Ergebnisse stehen noch aus). Der Kernbau des 15. oder frühen 16. Jahrhunderts wurde im 17. Jahrhundert noch vorn verlängert.
Das mittelalterliche Innengerüst dieses Hauses besteht aus drei Ständerreihen (+ Außenwände), die Sattelhölzer und Pfetten tragen. Angeblattete Kopfbänder und tiefschwarze Verrußung sprechen für eine Bauzeit im 15. oder frühen 16. Jahrhundert. 
Im Bereich der früheren Fassade entdecken wir zwei mit Kerbschnitt verzierte Sparren (oben und in der Bildmitte), die vermutlich zu einem "Schwebegiebel" oder Freigespärre gehörten, das der spätmittelalterlichen Hausfassade vorgehängt war.
In dem paradiesischen Garten des Hofes wachsen u.a. Palmen und Magnolien; die hier abgebildeten Pflaumen sind deutlich kleiner als die uns bekannten, sie erinnern an Schlehen. Nach Aussage des Eigentümers sind sie gut zum Schnapsbrennen geeignet.


Ein Blick ins Innere des Hauses: Im früheren Stalltei, der heute zu Wohnzwecken ausgebaut ist, blieb das alte Ständerwerk erhalten. Der linke Ständer misst ca. 60 x 50 cm im Querschnitt.
Von der freundlichen Eigentümerfamilie werden wir im Garten mit Cidre, Schinken und Käse bewirtet - so macht Hausforschung Spaß!
Das zweite Bauernhaus liegt hoch oben am Hang, wir werden vom Eigentümer und einer Mitarbeiterin begrüßt. Er betreibt einen von ca. 60 Weinbaubetrieben im Baskenland. Bevor wir das Haus besichtigen, will er uns seine Weinberge zeigen und eine kleine Weinprobe durchführen.
Mit einem Weinbauschlepper mit Anhänger fahren wir in den Weinberg.
Die Reben sind in etwa 1,90 bis 2 m Höhe an Drähten gezogen, so bleiben die Trauben besser von Spätfrösten verschont, die sich eher in Bodennähe abspielen. 
Mit Trecker und Anhänger brettern wir durch den Weinberg... 
Anschließend folgt der kulinarische Teil: In einem konsequent modernen Erweiterungsbau untterhalb des alten Bauernhauses wird Wein produziert und in Edelstahltanks gelagert, u.a. Chardonnay, ein Rose usnd regionale Traubensorten aus dem Baskenland.  
Die historische Schmapsbrennerei wird nicht mehr genutzt, hier wurde früher Weinbrand aus Trester (ausgepressten Trauben) destilliert. 
Im Untergeschoss gibt es interessante historische Strukturen: Zwei Bogenöffnungen verbinden einen älteren, mittelalterlichen Steinbau mit dem spätmittelalterlichen Gebäude.
Im Schankraum des Winzerbetriebes genießen wir eine kleine Mahlzeit mit Wein...
... und Aintzane, die nette Mitarbeiterin des Betriebes, macht von uns ein Familienfoto.
Im Schankraum und im Untergeschoss des Gebäudes sind Schwalbenschwanzblattungen erhalten, die mit Kehlungen und Haken (kleiner rechteckiger Versatz) sorgfältig gestaltet sind. 
Von dem Haus mit Weinbaubetrieb haben wir einen weiten Blick in die Landschaft mit verstreuten Höfen an den Berghängen. Nachdem wir gestern Sonnenschein bei fast 40 Grad im Schatten hatten, ist es heute bedeckt und kühler, die Berggipfel verschwinden in den Wolken.  
Das Bauernhaus des heutigen Weinguts soll im kommenden Jahr restauriert werden; Ibon und Josué können dazu wertvolle Anregungen geben.
Zwischenstopp im Dorf  Zizurkil. Ähnlich wie heute morgen in Errezil hat die Kirche keine Fenster zur Straße. Sie ist verschlossen und von innen vermutlich eine dunkle Angelegenheit. 
Vor dem Westportal der Kirche befindet sich eine offene Halle mit einem Holzgerüst, das wohl aus dem 18. Jahrhundert stammt. 


Blick auf das Renaissanceportal der Kirche
Neugotische Kirche in San Sebastian - alles Weitere folgt...

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