27. Mai 2018

Dörfliches Fachwerk und ein Kloster in Stein am Rhein

Hofanlage in Unterstammheim. Die Fachwerkbauten zeigen rote und gelbe Farbfassungen.
Am zweiten Tag müssen wir früh aufstehen: Wir treffen uns um 8 Uhr mit unserem Schweizer Freund und Kollegen Heinz Pantli, der uns in den nächsten vier Tagen die Highlights der Nordschweiz zeigen will. 
Als erstes sind wir mit dem Zimmermann und Hausforscher Walter Weiss in Unterstammheim verabredet, einem Dorf mit schönen Fachwerkhäusern im Kanton Zürich. Walter hat mehrere Bücher über Fachwerk in der Schweiz geschrieben, betreibt die Website www.fachwerkerleben.ch und will uns heute sein Dorf zeigen. Nachmittags wollen wir mit Heinz Pantli das Städtchen Stein am Rhein besuchen, das für seine bemalten Hausfassaden berühmt ist und ein äußerst sehenswertes Kloster (St. Georgen) besitzt.

Treffen mit Walter Weiss (2. von rechts) und Heinz Pantli (rechts) in Unterstammheim.
Walter Weiss zeigt uns die Fachwerkhäuser in Unterstammheim und erläutert diese mithilfe von Modellen.
Vorkragung des Freigespärres am Giebel. Diese Konstruktion ist typisch für den Norden der
Schweiz.
Sägespuren an der Schwelle. Alle Hölzer älterer Fachwerkbauten wurden von zwei Männern mit der Hand über der Sägekuhle gesägt.
Eine Trotte oder Torkel - ein von mehreren Weinbauern betriebenes Kelterhaus in Unterstammheim. Das Gebäude stammt aus dem 16. Jahrhundert.
Walter Weiss zeigt uns eine kunstvolle, mehrfach abgestufte Anblattung an dem Keltergebäude.
Dieser stattliche Fachwerkbau in Unterstammheim wurde um 1775 als Wirtshaus erbaut
Wand einer früheren Torkel oder Trotte (Weinpresse) aus dem 19. Jahrhundert mit auffälligen, dreieckigen Lüftungsöffnungen im Fachwerk.
Das restaurierte Wohnhaus von Walter Weiss...
... mit einem typischen Freigespärre und zahlreichen Klebdächern am Giebel. 
Das älteste Haus in Unterstammheim ist 1420 dendrodatiert. Es wurde Anfang der 2000er Jahre vom Kanton restauriert und beherbergt heute ein sehenswertes Fachwerkmuseum, das von Walter und seinen Freunden vom Verein "Fachwerk erleben" betreut wird. 
Rückgiebel des Hauses von 1420 - mit zahlreichen angeblatteten Streben und bauzeitlichen Lehmflechtwerk-Gefachen.
Angeblattete Streben an der linken Traufwand
Reich profilierte Knagge der früheren, weit ausladenden Giebelvorkragung von 1420, heute verborgen im Innern des Hauses.
Das sehenswerte Fachwerkmuseum zeigt Zimmermannswerkzeuge und Modelle von Fachwerkhäusern. Hier demonstriert Walter den Aufbau eines Fachwerkhauses am Modell.
Modell des Gasthofs "Zum Hirschen" in Oberstammheim, den wir heute Mittag besuchen werden.
Blick in das rußgeschwärzte Dachwerk des mittelalterlichen Hauses von 1420.
Walter Weiss ist ein guter Didaktiker - mithilfe von Zeichnungen und handwerklichen Modellen demonstriert er unterschiedliche Formen des Fachwerkbaus.
Eine Scheune aus dem 19. Jahrhundert in Unterstammheim
Mittags besuchen wir den Gasthof "Zum Hirschen" in Oberstammheim - ein sorgfältig restaurierter Fachwerkbau von 1684, der sich bis heute in Familienbesitz befindet.
Das prachtvolle Wirtshausschild des "Hirschen"
Zum Gasthof "Hirschen" gehört auch dieses Nebengebäude aus der Zeit um 1775. Es beherbergte eine hofeigene Torkel (Weinpresse) und einen Tanzsaal im Obergeschoss.
Fenster des frühreren Tanzsaals mit bemalten Läden und Rautenbrüstung

Giebel des "Hirschen" - ein dreistöckiger Fachwerkbau mit einem polygonalen Erkerturm (links)
Im Innern des Gasthofes sind schöne historische Räume erhalten, hier eine Gaststube mit Kachelofen.
Es gibt prächtige Türen mit Renaissance-Rahmungen und bemalten Füllungen
Die Gästezimmer sind mit Himmelbetten und historischen Möbeln ausgestattet.
In Stein am Rhein erfrishen wir uns an einem der zahlreichen Straßenbrunnen
Auf dem Weg in die Altstadt von Stein am Rhein
Die Stadt ist berühmt für ihre bemalten Hausfassaden - doch wurden die meisten im späten 19. Jahrhundert im Stil des Historismus rekonstruiert bzw. erneuert.
Fassadenmalerei von 1520, stark restauriert und erneuert in den 1880er Jahren
Das Stadttor und die anschließenden Gebäude wurden am Ende des Zweiten Weltkrieges bei einem irrtümlichen alliierten Bombenangriff zerstört. Nach 1945 bezahlten die Amerikaner den Wiederaufbau.
Fachwerk in Stein am Rhein





Der sogenannte Hexenturm aus der Mitte des 14. Jahrhunderts (links) wurde unter der Leitung von Heinz Pantli restauriert.
Mittagspause am Rhein

Nachmittags besichtigen wir das frühere Benediktinerkloster St. Georgen in Stein am Rhein, eine der besterhaltenen Klosteranlagen des Spätmittelalters in der Nordschweiz.


Weinpresse (Kelter) von 1711 in einem Wirtschaftsgebäude des Klosters
Datierungsinschrift von 1711 auf dem Pressbaum
"Familienfoto" vor der Weinpresse
Blick in den Klosterhof und auf den vorbeifließenden Rhein.
Spätgotisches Refektorium mit hölzerner Spunddecke, fertiggestellt 1444.
Tür des Winterrefektoriums mit spätgotischen Beschlägen
Kreuzganghof mit blühenden Rosen
Im spätgotischen Kreuzgang
Nur ein Kreuzgangflügel wurde gewölbt - mit einem spätgotischen Netzgewölbe
Blick vom Klostergartenl auf den Abtsflügel, rechts die Fenster des Refektoriums
Abtsstube mit gewölbtem Erker zum Rhein und spätgotischer Kassettendecke
Sechseckiges Deckenmedaillon mit einem Elefanten
Das ultimative Highlight ist der Festsaal des Klosters von 1516 mit gewölbter Holzdecke und bemalten Wänden - einer der frühesten Renaissance-Säle nördlich der Alpen!

Wandmalerei mit Schlachtendarstellung von 1516
Zum Schluss bekommen wir noch freundlicherweise Gelegenheit, das spätmittelalterliche Dachwerk des Klosterflügels zu besichtigen.
Außerdem besuchen wir noch das "Bürgerasyl", ein spätmittelalterliches Spital in der Stadt und die Burg Hohenklingen, eine gut erhaltene und restaurierte Höhenburg der Herren von Klingen über Stein am Rhein.
Blick ins Dachwerk des Wohnturms der Burg
Innenraum im früheren Wohnturm
Eine mittelalterliche Blockstufentreppe im Wohnturm der Burg
Erfrischung auf der Burg Hohenklingen mit einem wunderbaren Ausblick auf Stein am Rhein
Die Klosterkirche Rheinau wurde barock überformt....
...und besitzt zwei Türme mit exotisch anmutenden Zwiebelhauben mit metallenen Drachenköpfen als Wasserspeiern
Abendessen im Gasthof "Zum Buck" in Rheinau
Im früheren Kloster Rheinau lassen wir den wunderbaren, warmen Tag zusammen mit Heinz Pantli und seiner Frau Barbara ausklingen.
Fotos: Bernd; Texte: Heinrich

zum Tag 3   –––>

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