29. Mai 2013

Eine andere Hauslandschaft, Orchideen und ein Kalkofen

Von Gaillon nach Giel-Courteilles, einem kleinen Dorf bei Argentan, sind es fast 200 km. Eine veränderte Hauslandschaft macht sich deutlich bemerkbar. Die Fachwerkkonstruktionen der Haute-Normandie treten in den Hintergrund und kommen nur noch vereinzelt vor. An ihre Stelle treten Massivbauten aus regionalen Sand-oder Granitsteinvorkommen. Die Nähe zur Bretagne macht sich bereits deutlich bemerkbar. Wir befinden uns in der Basse-Normandie.
Einen ganzen Tag haben wir eingeplant, das Gebäudeensemble der Familie Schneider für eine dendrochronologische Altersbestimmung zu beproben. Dabei steht die Frage im Raum, inwieweit sich die Referenzkurve der Haute-Normandie und der Basse-Normandie annähern bzw. signifikant synchronisieren lassen. Doch die Erwartungen werden durch recht weitringige, mit wenig mehr als 50 Jahrringen an den verbauten Hölzern gedämpft. So lässt sich anhand dieses Befundes für die Basse-Normandie eine gewisse Holzarmut in den vergangenen Jahrhunderten vermuten, die wohl zu einer steinreicheren Bauweise geführt hat. 

Das Gebäudeensemble besteht aus dem zweigeschossigen Wohnhaus, einer Scheune, einem Pressoir (Apfelpresse), einem Pferdestall und einer weiteren Scheune aus jüngerer Zeit. Während das Wohnhaus kaum verändert die Zeit bis heute überstanden hat, besteht die Scheune aus mindestens zwei Bauphasen.

Das Dachwerk des Wohnhauses ...

... mir der Ausführung der Abbundzeichen.

Das Dachwerk der Scheune über dem rechten ...

... und über dem linken Bansenraum. Die Übereinstimmung der Konstruktion mit dem Dachwerk des Wohnhauses lässt auf ein ähnliches Alter schließen. Die Ergebnisse werden sukzessive veröffentlicht unter www.pressler.com.de

Familie Schneider hat sich in der Nähe ihres jetzigen Wohnorts ein weiteres Haus gekauft. Während in der Normandie Wohnen und Wirtschaften in der Regel in getrennten Bauten untergebracht sind, haben wir es hier mit der selteneren Form eines Wohnstallhauses zu tun. Erste Sanierungsarbeiten sind bereits getätigt.  

Die Rückseite dagegen zeigt sich noch in dem Zustand wie bei der Übernahme vor etwa 1 Jahr.

Das Dachwerk offenbart die Errichtung in zwei Bauphasen.

Die unterschiedliche Datierung wird sich nicht klären lassen. Alle Hölzer weisen nur wenig mehr als 25 Jahrringe auf und sind daher für eine dendrochronologische Altersbestimmung nicht geeignet.


Das Backhaus  ...

... offenbart sein Innerstes. Der Verfall war bereits soweit fortgeschritten, dass das Dachwerk nicht mehr zu retten war.

Weit ab von jeglicher Bebauung und auf einem Hügel gelegen ein doppelter, mächtiger Kalkofen.

Wo früher hart gearbeitet werden musste, kann man sich heute einem gewissen romantischen Bild nicht entziehen. Dem Ort haftet eine Mystik inne.

Die mit Kalkstein beladenen Pferdefuhrwerke mussten eine lange Rampe hochfahren, um auf das Niveau der oberen Einfüllschächte zu gelangen.

Auf dem kalkhaltigen Boden gedeihen Orchideen.

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