Stabkirchen gibt es in Norwegen – aber eine steht in Dänemark, im Museum...
Das
Moesgård-Museum liegt nur wenige Kilometer südlich der dänischen Stadt Århus. Der Haupteingang wird flankiert von zwei langgezogenen Fachwerkhäusern in sparsamer schwarz-weiß-Optik und der Blick fängt sich auf dem Barockschloß aus dem Jahr 1778. Rechts und links der Blickachse stehen zwei mächtige Backstein-Scheunen von1798, in der rechten findet sich der Museumsshop und ein Cafe, in der linken eine umfangreiche Ausstellung zur jüngeren und älteren Geschichte der Region. Hier ist auch der
Grauballe-Mann ausgestellt, wohl die besterhaltene Moorleiche Dänemarks. Hinter dem Gutsschloss kommt man in den sehenswerten Barockgarten der ebenfalls aus dem Jahr 1778 stammt.
Zur Museumsanlage gehört auch eine Miniabteilung mit 3 rekonstruierten Gebäuden aus der Wikingerzwit: ein "Wohn-Kaufmannshaus" (um 870) aus Haithabu, eine Grubenhaus-Rekonstruktion aus Århus (um 900) und die Rekonstruktion einer Stabkirche.
Von den ursprünglichen dänischen Stabkirchen in Dänemark ist keine einzige erhalten. Aber man fand 1960 Pfostenspuren und einen Fußboden unter der heutigen Kirche von Høring bei Randers, die aus dem 12. Jahrhundert stammt. Ein Stück eines oberen Wandrähms, die in Fachkreisen bekannte"Hørningsplanke" wurde bereits 1887 bei der Renovierung der Steinkirche entdeckt. Dendrochronologisch wurde das konstruktiv sehr aufschlussreiche Holzteil mit den Fragmenten des Schlangenornamentes auf 1060 datiert. Aufgrund dieser Spuren und weiterer Funde in Dänemark und Skandinavien, wurde die Rekonstruktion der Stabkirche im Moesgård-Museum errichtet.
Wer schon einmal in einer der
norwegischen Stabkirchen war, konnte die typischen originalen Konstruktionselemente von Stabkirchen entdecken, aber Ausstattung und Atmosphäre präsentieren hier überall die nachreformatorische Zeit. Den "Atem" dieser 9,5 x 4,5 m kleinen Kirche wird man in Norwegen nicht entdecken können. Zu einzigartig ist der kahle Holzraum mit dem spärlichen Licht, das durch die runden "Bullaugen"und die geöffnete Tür in den Raum dringt. Und man möchte sich vorstellen, wie die christlichen Priester aus dem hinteren düsteren Altarraum versucht haben, die heidnische Gemeinde zum Christentum zu überreden. Wie lief so ein Ritual ab? Wer weiss etwas über den Ablauf dieser ersten "Gottesdienste" aus den Anfängen der Christianisierung in Nordeuropa?
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Das Moesgård-Museum in Århus
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Rekonstruktion eines Hauses aus Haithabu, ca. 870
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Rekonstruktion eines Grubenhauses aus Århus, ca. 900
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die rekonstruierte Stabkirche, ca. 1060 |
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der Glockenturm ist eine Rekonstruktion eines Befundes aus derselben Zeit wie die Kirche |
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Die meisten Schmuckelemente sind noch vorhandenen Befunden anderer Stabkirchen nachempfunden. Das Schlangenornament über der Tür stammt von einer Romanischen Kirche im schwedischen Schonen. |
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der schmucklose Innenraum mit der Tür zum Altarraum. Über die innere Einrichtung gibt es keine Erkenntnisse. |
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Detail der Seitenwand mit den einzigen Lichtöffnungen. Die Sitzbänke an der Wand sind eine Rekonstruktion aus mittelalterlichen Steinkirchen. |
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oberer Abschluss der Wandpfosten |
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Stabkirchen sind Pfostenbauten ... |
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die "Stab"-Füllungen mit dem "Bullauge" |
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Die verwundene Drachenverzierung ist eine genaue Nachbildung der Schnitzerei auf der Hørningplanke, die Farbgebung entspricht den Originalbefunden. |
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Drachenköpfe als Giebelschmuck findet man auf den norwegischen Stabkirchen |
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Detail der Giebelschwelle mit den dreieckigen Wasserablauf-Löchern. Die dunklen Algenspuren beweisen, dass sie funktionieren. |
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Eckverband mit den in die Schwellriegel eingenuteten Stabbohlen |
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Eindringendes Wasser kann auch in den Schwellhölzern abgeleitet werden. Dieses Detail ist aus den norwegischen Kirchen bekannt. |
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