13. Juni 2012

Mit dem Pferdewagen durch Siebenbürgen


Fahrt mit dem Pferdewagen von Deutsch-Weißkirch nach Meschendorf 
Zunächst besuchen wir heute den siebenbürgisch-sächsischen Tischler Viktor in Deutsch-Weißkirch, der uns seinen Hof mit der Werkstatt und altes Zimmermanns- und Tischlerwerkzeug zeigt, darunter mehrere Beile und einen Fuchsschwanz (Säge) von ausgewanderten Verwandten aus Argentinien. Viktor ist außerdem so freundlich, Erhards große Baumscheiben auf seiner Kreissäge in kleine, handliche Stäbe zu zerschneiden, die sich besser mit unserem Gepäck transportieren lassen.
Mittags steht dann eine Fahrt mit einem traditionellen Pferdewagen von Deutsch-Weißkirch nach Meschendorf auf dem Programm - ein besonderes Erlebnis.
Zwei kräftige Bauernpferde ziehen den Wagen, der von dem rumänischen Fahrer sehr umsichtig gelenkt wird - über holprige, teilweise matschige Wege durch die wunderschöne, parkartige Landschaft Siebenbürgens. Wir machen viele Landschaftsfotos und es gelingt sogar, vom Wagen aus zu botanisieren... Unterwegs haben wir einen Platten (und natürlich kein Ersatzrad), was unserer Kutscher mit Stirnrunzeln zur Kenntnis nimmt - ihn aber nicht vom Weiterfahren abhält. Nach etwa 8 Kilometern in drei Stunden (mit einer Picknick-Pause) kommen wir durchgeschüttelt und leicht sonnenverbrannt in Meschendorf an.
Hier besuchen wir (erwartungsgemäß) zunächst die Kirchenburg mit einer schönen mittelalterlichen Wehrkirche, die gerade restauriert wird. Im Dorf gibt es zwischen bewohnten und zum Teil modernisierten Bauernhäusern auch Ruinen von verlassenen Höfen.
In Meschendorf besuchen wir Monika und Christian, eine Siebenbürgerin und einen Österreicher, die ein altes Haus liebevoll restauriert haben und sich für Baukultur und sanften Tourismus in Siebenbürgen engagieren.
Schließlich fahren wir weiter nach Deutschkreuz, wo wir zum Abendessen angemeldet sind. Vorher gibt es noch einen Rundgang durch den Ort: Auch hier gibt es schöne, zum Teil gut restaurierte Bauernhäuser mit interessanten, kräftig blau bemalten Stuckornamenten. Zum Abendessen treffen wir uns bei einem netten rumänischen Ehepaar auf deren Hof. Hier gibt es guten, selbstgebrannten Obstler und ein vorzügliches Abendessen. Dabei treffen wir William Blacker, einen Engländer, der seit 1990 in Rumänien lebt und darüber ein interessantes Buch geschrieben hat. Auch William liegt die siebenbürgische Baukultur besonders am Herzen, er hat bereits mehrere Höfe restauriert und es gibt ausgiebige Fachgespräche. So geht ein langer, erlebnisreicher und auch anstrengender Tag zu Ende...
hst

Bohlenwand mit Lehmputz im Hof der Tischlerwerkstatt von Viktor in Deutsch-Weißkirch

Tischler Viktor zeigt uns historisches Werkzeug...
... darunter mehrere alte Zimmermannsbeile und ein Dechsel.
Aktuell baut Viktor Bienenkästen für die Imker der Umgebung.
Ein besonderes Erlebnis: Eine Fahrt mit dem Pferdewagen...
... etwa 8 Kilometer über holprige Wege von Deutsch-Weißkirch nach Meschendorf.
Unterwegs machen wir Picknick unter einem schattigen Baum.
Grüne Parklandschaft in Siebenbürgen
Das Ziel Meschndorf ist in Sicht.
Eines der beiden Zugpferde - bei der verdienten Grasmahlzeit nach der Ankunft.
Alle Pferde hier haben diese roten Bommel, die vo
r Unheil schützen sollen.
Der Wehrgang der Kirchenburg in Meschendorf, die gerade restauriert wird - mit unpassenden neuen Dachziegeln (im Hintergrund)
Eingang zur Kirchenburg in Meschendorf, dahinter die Kirche mit früherem Wehrgang
Eine Erfrischung bei Monika und Christian in ihrem restaurierten Haus in Meschendorf....
... mit einem schönen Hof unter Weinranken.
Unsere letzte Station für heute ist das Dorf Deutschkreuz.
Auch hier gibt es schöne Siebenbürger Bauernhäuser mit reizvoller Stuckdekoration...
... und ein altes, mittelalterlich anmutendes Blockrahmenfenster (rechts) an einem anderen Haus.
Abends sind wir in diesem Hof bei einem rumänischen Ehepaar zum Essen verabredet.

Wieder gibt es altes Werkzeug zu entdecken (und einen Dengelamboss für Haio)...
... und eine hofeigene Schnapsbrennerei.
Der selbstgebrannte Obstler wird beim anschließenden Essen verkostet.
Beim Abendessen (von links): Unser rumänischer Gastgeber, William Blacker, Jan Hülsemann und Haio Zimmermann.
im Pferdewagen durch die Siebenbürgische Naturlandschaft

2 Kommentare:

  1. Vielen Dank für dieses schönen Bericht!
    Eine Kutschfahrt durch die wundervolle Landschaft muss wirklich ein Erlebnis sein!
    Schön, dass Sie auch die Kirchenburg in Meschendorf und Monika besucht haben. Allerdings ist Monika keine Siebenbürgerin. Sie ist Rumänin, die sich sehr für die Siebenbürgische Kultur interessiert und sich für das Kulturerbe engagiert, was sehr lobenswert ist.
    Schade, dass Sie nicht auch die Kirchenburg in Deutsch-Kreuz besucht haben. Dieses ist auch sehr schön, obwohl diese momentan ebenfalls restauriert wird. Hier erfahren Sie mehr über die Kirchenburg Deutsch-Kreuz: https://www.facebook.com/pages/Deutsch-Kreuz-in-Siebenb%C3%BCrgen-Cri%C8%9B-%C3%AEn-Transilvania/177110702332523

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  2. Hallo,
    vielen Dank für den schönen Bericht! Wann kommt denn das Buch über siebenbürgische Bauernhäuser von Jan Hülsemann endlich raus?
    Und wo kann man das dann kaufen- auch in Hermannstadt/Siebenbürgen bitte angeben!
    Leider gibt es dazu nirgendwo was zu finden?
    Gibt es irgendwo eine Liste aller an dem Erhalt und der Renovierung siebenbürgischer Häuser Interessierter & Fachleuten? Wenn man selbst was renovieren will, ist es schwierig, irgendwo in einem "vergessenen" Ort in Siebenbürgen fachmännisch versierte Bauleiter oder überhaupt Handwerker zu finden. Das Risiko, falsch zu renovieren bzw. zu zerstören, ist groß.
    Danke & Alles Gute!

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