28. Mai 2014

Tag der Kirchen - und ein Bauernhof

Kirche in Alskog: niedriges älteres Langhaus aus dem 12., höherer Chor aus dem 14. Jahrhundert
Heute ist für uns "Kirchen-Tag" auf Gotland - wir wollen mehrere Landkirchen besuchen. Die Insel ist berühmt für ihre knapp 100 Landkirchen aus dem 12. bis 14. Jahrhundert, die ungewöhnlich groß und prächtig sind. Zu dieser Zeit haben die größeren Bauern von Gotland mit Fernhandel sehr viel Geld verdient, das sie in ihre Kirchen investierten. So wurden die älteren Stabkirchen des 11. und ersten Steinkirchen des 12. Jahrhunderts abschnittweise erneuert und prächtig ausgestattet - berühmt sind die Portale und "Radkreuze", große radförmige Kruzifixe im Triumphbogen zwischen Schiff und Chor. Schon mit der Pest um 1350 endete die wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit Gotlands und viele Kirchenumbauten blieben unvollendet.


Auf den ersten Blick könnte man sagen, die Gotländer Kirchen sehen alle gleich aus... - und wir hattten abends auch Schwierigkeiten, sie auseinanderzuhalten - aber wie so oft, liegt der Reiz im Detail - und die Details wollen wir entdecken.
Kirche in Lye, auch mit höhrem Chor, älterem Langhaus und mächtigem Turm
Ein kleeblattförmiges Fenster an der Sakristei
Prächtiges spätromanisches Portal der Kirche in Alskog aus weißem und rosa gotländischem Kalkstein - fast wie Marmor...
Adlerkapitell in Alskog
Sakramentsnische im Chor in Lye - mit hölzernem Schrankeinbau mit bemalten Türen, 14. Jh. Hier wurden die geweihten Hostien aufbewahrt.

Mittelalterliche Sakristeitür ...
... mit alten Beschlägen und Zirkelornamenten
Triumphkreuz in Lye, 14. Jahrhundert
Romanischer Taufstein mit alter Farbfassung in Alskog - mit biblischen Szenen: Anbetung der Hl. drei Könige...
... Geburt Christi mit Ochse und Esel

Ein romanisches Kapitell am Portal
Prachtvoller Schnitzaltar aus dem 15. Jahrhundert in Lye...
... und darüber vier gemalte Drachen im Gewölbe.
Kirche in Alskog. Der gerade Chorabschluss mit Dreierfenstergruppe ist von den Zisterziensern, die ein Kloster in Roma auf Gotland hatten, beeinflusst.
Kirche in Lye mit barockem Turmabschluss und Dachdeckung aus Holz (Bretterdach)
Reiches romanisches Portal in Alskog. Ungwöhnlich, aber auf Gotland weit verbreitet sind separate Chorportale - uns ist nicht ganz klar, wozu sie dienten - als Eingang für den Priester oder Bischof?

Kirchenschiff mit bemalter Holzdecke (18. Jh.) in Lye
In einer Ecke der Kirche in Lye treiben kleine gemalte Teufelchen ihr Unwesen
Blick ins Dachwerk der Kirche in Lye - rechts Turmmauerwerk mit alten Rüsthölzern
Blick auf das Chorgewölbe, mittelalterliches Dachwerk mit angeblatteten Sparrenknechten

Im Turm in Lye gibt es eine hölzerne Türmerstube - in Stabbohlenkonstruktion
Verzierter Balken im Turm in Lye, zweitverwendet aus dem romanischen Vorgängerbau
Kühe und Kälber auf der Weide - gegenüber der Kirche in Alskog
Prächtiges Säulenportal mit "Zackenbogen" in Alskog - diese Portale sieht man häufig auf Gotland

Blick ins Turmdachwerk in Lye - ein Gewirr aus Balken
Die Kirche in Garde hat noch ihre vier Torhäuser zum ummauerten Kirchhof...
... auch ein prächtiges Portal
Im Kirchenschiff ein Renaissance-Epitaph mit der Stifterfamilie (unten), Gott und den himmlischen Heerscharen (oben) und einigen merkwürdigen Tieren in der Mitte
Sakramentsnische in Garde mit hölzernem Schrank aus dem 14. Jh., von innen bemalt

Lutherisches Altarbild (17. Jh.) mit Abendmahlsdarstellung
Die Kirche in Garde besitzt einen besonderen Schatz: Hier zeigt uns Magnus eine mittelalterliche Holzschindel. Sie gehört zu dem fast vollständig erhaltenen romanischen Dachwerk (um 1140 d), das über dem Langhaus unter dem heutigen Dach erhalten blieb. 
Ein Blick in das romanische Langhausdach in Garde von um 1140 (d) - eines der ältesten und besterhaltenen in Nordeuropa.
Detail der kunstvollen Verzimmerung mit schrägen Sparrenstreben

Wir können bis zum First des romanischen Daches unter dem Dach hinaufsteigen
Winkelförmige Firstbohle mit gedrehtem Abschluss und feinem Profil an der Unterkante
Anschluss der Firstbohle an den Turm
Blick von oben auf das romanische Dach - mit erhaltenen Schindeln auf Unterschalung
Die Schindeln sind rautenförmig und an den Kanten profiliert.
Der Besuch des romaischen Daches in Garde ist ein Highlight unserer Reise - entsprechend gründlich wird es untersucht
Kirche in Stånga: Hier blieb der romanische Chor mit Rundapsis aus dem 12. Jh. erhalten, dafür wurden das Langhaus und der riesige Turm im 13. Jh. erneuert.
Reicher Eisenbeschlag des Kirchenportals
Das spätromanische Südportal in Stånga (ca. 1230-50) ist eines der prächtigsten auf Gotland. Rechts wurden ältere Skulpturen aus dem romanischen Vorgängerbau eingemauert.

Romanischer Taufstein in Stånga. Darüber das erhaltene Triumphkreuz - eines der berühmten "Ringkreuze" von Gotland aus dem 13. Jahrhundert.
Löwe am Fuß des Triumphkreuzes
Langhaus der Kirche in Stånga. Eine zentrale Säule stützt das Gewölbe
Am Nachmittag besuchen wir den Gotländer Hausforscher Stefan Haase auf seinem restaurierten Bauernhof in Lau. Sein Großvater stammte aus Stettin - daher der deutsche Name
Fotografiert wird aus allen Positionen...
Stallgebäude mit durchgesteckten und verkeilten Ankerbalken
Ein traditioneller Zaun aus Holzstangen, vorn sind Stangen zur Reparatur zu sehen
Stefan Haase hat in seiner Scheune eine reichhaltige Sammlung von alten Bauhölzern - eine möglicherweise mittelalterliche Wandbohle wird gleich von Erhard gebohrt
Ehemaliges Göpelhaus (vgl. Kattlunds), zur Werkstatt umgebaut (unsere Tischlerwerkstatt übrigens auch!)
Große Fußbodenplatten aus gotländischem Kalkstein
Blick in den liebevoll gepflegten historischen Vorgarten
Die Kirche in Lau ist die größte auf Gotland, mit einem riesigen Chorneubau des 13. Jahrhunderts. Der Westturm ist nie fertig geworden, daher gibt es nur einen Dachreiter.
Hinter der Kirche befindet sich die Ruine des mittelalterlichen Pfarrhauses
Spätgotischer Schnitzaltar mit Apostelfiguren, 15. Jahrhundert
Noch eine seltene Entdeckung: Hölzerne Grabstelen aus dem 19. Jahrhundert, der rechte stammt von 1872.
Eindrucksvolles romanisches Langhaus - eine dreischiffige Hallenkirche
Zum Abschluss des Tages werden noch einige ca. 200 Jahre alte Kiefern angebohrt, um Dendro-Material für Erhard zu gewinnen - jeder darf einmal bohren...
(Texte: Heinrich Stiewe)


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Schreiben Sie einen Kommentar zu unseren Beiträgen.
Es ist immer spannend, zu erfahren, was unsere Leser denken und wer uns besucht. Wir würden uns freuen.

Printfriendly