27. Juni 2014

Abreisetag und ganz großes Kino: Die Kathedrale in Beauvais und zwei Scheunen

Beauvais: Parken im Schatten der Kathedrale
Heute müssen wir von der Normandie Abschied nehmen - morgens um viertel nach sieben, um pünktlich um 10 Uhr in Beauvais zu sein. Dort erwartet uns die größte gotische Kathedrale der Christenheit - wenn sie denn fertig geworden wäre... Der 1225 begonnene Bau stürzte zweimal ein, der Chor 1284 und der Vierungsturm 1573. Danach war Schluss, das Langhaus wurde nicht mehr errichtet und der vorromanische Vorgängerbau aus dem 10. Jh. blieb zur Hälfte bis heute erhalten. Anschließend besuchen wir die Maladerie (Leprosenhaus) St. Lazare vor der Stadt - mit einer beeindruckenden Grange (Scheune) von 1219/20 (d). Für den Nachmittag steht noch eine weitere Scheune auf dem Programm, die auch gebohrt werden soll.
In Beauvais treffen wir Sebasttién Lefevre, der uns sehr sachkundig durch die Kathedrale und die Leproserie führt.
Das Langhaus des Vorgängerbaus (Bas Oeuvre) aus dem 10. Jahrhundert blieb bis heute halb abgebrochen erhalten ...
... vor dem himmelhoch aufragenden gotischen Querhaus und Chor (Haut Oeuvre, begonnen 1225) - mit dem höchsten Mittelschiffgewölbe Europas (48 m Scheitelhöhe).
Mittags besuchen wir die Maladerie (Leprosenhaus) Saint-Lazare außerhalb der Stadt. Die riesige Anlage wurde Ende des 12. Jahrhunderts gegründet zur Aufnahme von Leprakranken. Hier das Wohngebäude von 1270-71 (d) und die Kirche aus dem 12. Jahrhundert.
Zu der Maladerie gehörte ein großer landwirtschaftlicher Betrieb mit einer 42 m langen Grangie (Klosterscheune, im Hintergrund). 
Die riesige Scheune mit ihren gemauerten Spitzbogenarkaden wirkt wie ein Kirchenschiff. Der eindrucksvolle Bau wird heute als Veranstaltungshalle genutzt. 
Das vorzüglich restaurierte Dachwerk (hier im Seitenschiff) ist 1219/20 dendrodatiert.
Giebelansicht der Scheune, rechts die Einfahrt in die Längstenne.
Im rekonstruierten mittelalterlichen Garten der Maladerie blüht der Flachs (Lein) - auch in der Normandie haben wir große, blühende Flachsfelder gesehen.
Die Kirche von Guignecourt, unweit von Beauvais: Auf dem benachbarten Hof gibt es eine große Scheune, in der Erhard und Sebastian Dendroproben ziehen wollen
Ein Bauernhof, auf dem scheinbar die Zeit stehen geblieben ist: mit Hahn und Hühnervolk, einem jungen Hund, der die Ziege ärgert... - und dieser riesigen Scheune mit Göpelhaus.
Der Eigentümer erlaubt uns, die Scheune zu betreten und Proben zu ziehen.. Der Bau stammt nach Einschätzug von Erhard aus der Zeit um 1500. Das imposante Ständergerüst erinnert an die Scheune von Aclou, einen Herrensitz in der Normandie, den wir schon 2008 besucht haben.
Drei Riegelreihen im Längsverband - und verdickte Ständerköpfe, in denen das Rähm liegt, ähnlich wie in England.
Das Gebäude ist äußerlich stark restaurierungsbedürftig, ein Zimmermann, der mit Francois Calame zusammenarbeitet, will sich darum kümmern.
Auch die anderen Gebäude des Hofes sind interessant: Ein durchgezapfter Ankerbalken am Wagenschauer.
Eine Hofanlage, fast wie im 19. Jahrhundert (oder in den 1950er Jahren...)
Wasserpumpe im Hof
Am Nachmittag zieht ein Gewitter auf - und wir müssen Abschied nehmen von Erhard und Renate Preßler, die noch zwei Wochen in der Normandie bleiben, um noch viele weitere Dendroproben zu ziehen. Wir begeben uns auf den Heimweg in Richtung Belgien - bei starkem Gewitterregen auf der Autobahn bei Lille... Abends erreichen wir den Torenhof bei Gent, ein sehr schönes Hotel in einem ehemalign Künstlerhaus der Zeit um 1910. Dort verbringen wir noch einen sehr netten Abend bei gutem belgischem Bier (Orval, Trappistenbier - seeehr empfehlenswer!) - und morgen geht es weiter Richtung Heimat.

Fotos: Bernd, Texte Heinrich

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